Von Leipzig nach Kabul: Erneute Sammelabschiebung nach Afghanistan

Insgesamt 45 afghanische Männer wurden heute von Leipzig aus nach Kabul abgeschoben. Seit 2016 hat es insgesamt 26 Abschiebungen von insgesamt 645 Afghanen gegeben. Die Abschiebungen nach Afghanistan sind umstritten. Menschenrechtler werten Afghanistan als Kriegsgebiet.

Es handelte sich bei der heutigen Abschiebung von 45 afghanischen Männern um eine Sammelabschiebung aus mehreren Bundesländern nach Kabul. Bislang schieben nur die Bundesländer Bayern und Sachsen auch diejenigen afghanischen Staatsbürger ab, die keine islamistischen Gefährder oder straffällig gewordene Asylbewerber sind. Der bayerische Innenminister Joachim Hermann (CSU) forderte vor der Innenministerkonferenz im Juni: 

Nur wenn abgelehnte Asylbewerber ohne Bleiberecht konsequent zurückgeführt werden, kann die Akzeptanz unseres Asylsystems in der Gesellschaft dauerhaft erhalten werden. 

Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Abschiebungen nach Afghanistan mit Verweis auf die dortige Sicherheitslage. Viele der afghanischen Staatsbürger stammen zudem aus dem Iran und haben keinen Bezug zu Afghanistan. Im Iran als Geduldete oder Illegale versuchen sie nach der Abschiebung in das Herkunftsland ihrer Eltern die erneute Einreise in den Iran oder in ein europäisches Land.

Schätzungen zufolge leben mindestens 3,5 Millionen Afghanen im Iran. Durch die US-Sanktionen und die sich hierdurch verschlechternde wirtschaftliche Situation steigt die Zahl derjenigen Afghanen, die versuchen, den Iran Richtung Westen zu verlassen. 

Rund 117.000 afghanische Flüchtlinge leben derzeit in Deutschland, vergangenes Jahr kamen weitere 10.000 hinzu. Der Großteil der afghanischen Flüchtlinge lebt in Pakistan.