Versuchter Totschlag: Gegen Verdächtigen im Mordfall Lübcke laufen weitere Ermittlungen

Die Polizei hat am Donnerstag erneut die Wohnung des Tatverdächtigen und zuvor Geständigen im Fall des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, Stephan Ernst, durchsucht. Es geht um Ermittlungen zu einem Anschlag auf einen Iraker.

Wie die Staatsanwaltschaft Kassel mitteilte, wird gegen Ernst auch wegen versuchten Totschlags eines Asylbewerbers ermittelt.

Demnach bestehe ein Anfangsverdacht gegen Ernst, im Jahr 2016 in Kassel einen Iraker niedergestochen zu haben. Der 22 Jahre alte Asylbewerber sei am 6. Januar 2016 auf dem Weg von der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung Lohfelden zu einer Tankstelle hinterrücks von einem Täter mit einem Messer attackiert und schwer verletzt worden, der sich auf einem Fahrrad genähert habe. Der Täter sei dann auf seinem Rad weiter gefahren und geflüchtet.

Den Behörden zufolge ergaben sich Anhaltspunkte, dass der Mordverdächtige den Messerangriff nahe seinem 2,5 Kilometer vom Tatort entfernten Wohnsitz begangen haben könnte. Aus ermittlungstaktischen Gründen wurden keine weiteren Details genannt. Polizisten haben deshalb am Donnerstag ein weiteres Mal das Haus des Verdächtigen durchsucht und mögliche Beweismittel sichergestellt.

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Ernst gilt als Hauptverdächtiger beim Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Er hatte die Tat bereits gestanden und Motive genannt, sie jedoch später nach einem Wechsel seines Verteidigers zurückgezogen.

Im Bundeszentralregister sind sieben Verurteilungen Ernsts eingetragen, darunter eine Messerstecherei und ein versuchter Sprengstoffanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft, wegen dem er bereits 1995 zu Jugendhaft verurteilt wurde.

In Hessen wird zeitgleich ein weiterer aktueller Fall untersucht, in dem ein 55 Jahre alter Deutscher am 22. Juli mehrere beinahe tödliche Schüsse auf einen Eritreer abfeuerte und diesen damit schwer verletzte. Danach nahm sich der 55-Jährige das Leben. Die Ermittler vermuten einen rassistisch motivierten Hintergrund.

Eine von der Partei "Die Rechte" angemeldete Demonstration gegen die in ihren Augen politische Instrumentalisierung des Mordes am Kasseler Regierungspräsidenten traf auf zahlreiche Gegendemonstranten.

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