Schülern, die regelmäßig an den sogenannten "Fridays-for-Future"-Demonstrationen teilnehmen, können nach Medienberichten möglicherweise nicht in die nächste Klasse versetzt werden und müssten dann das Schuljahr wiederholen.
Die Berliner Morgenpost zitiert Schüler des Berliner Lessing-Gymnasiums mit der Aussage, den "dreizehn aktivsten Schülern" sei mit Nichtversetzung gedroht worden, sollten sie sich weiter an den freitäglichen Demonstrationen beteiligen. Die Zeitung lässt eine Schülerin mit der bemerkenswerten Bemerkung zu Wort kommen, sie fühle sich wie eine Schulschwänzerin behandelt, obwohl sie doch für die Zukunft aller auf die Straße gehe.
Der Direktor des Gymnasium, Michael Wüstenberg, nahm in der vergangenen Woche auf der Webseite der Schule zu diesen Aussagen Stellung. Es gehe nicht um Drohungen, vielmehr habe man die Eltern der Schüler bereits frühzeitig darüber informiert, dass das regelmäßige Fehlen Konsequenzen haben könne. Auch wenn er die Thematik der Demonstrationen für unterstützenswert halte, werde das Fernbleiben der Schüler vom Unterricht als unentschuldigte Fehlzeit vermerkt.
Bei Schulfächern, die nur freitags unterrichtet werden, seien die Regelungen des Berliner Schulgesetzes zu beachten. Demnach gibt es an Gymnasien ein "Ungenügend", wenn die Schüler zu oft abwesend sind. Verpasste Arbeiten sind mit ungenügend zu bewerten.
Allerdings bieten die Vorschriften erhebliche Spielräume. Aus der Berliner Schulverwaltung scheint die Vorgabe zu kommen, Nichtversetzungen aufgrund der Teilnahme an den Demonstrationen möglichst zu vermeiden. Der Tagesspiegel zitierte die Verwaltung mit der Aussage:
Konkrete Fälle haben wir nicht, und wir gehen auch nicht davon aus, dass dies der Grund für eine Nichtversetzung ist.
Ein Sprecher der Bildungssenatorin wies ebenfalls im Tagesspiegel auf die vom Gesetz gelassenen Spielräume hin. Der Landeselternausschuss berichtet von "proaktiven Maßnahmen", die Schulen getroffen hätten, um Nichtversetzungen zu vermeiden.
Während einige Schulen wie das Lessing-Gymnasium versuchen, ihre Schüler zur Teilnahme am Unterricht anzuhalten, rufen Lehrer an anderen Berliner Schulen ihre Schüler offen zur Teilnahme an den Demonstrationen auf. Betroffene Eltern berichten von Elternversammlungen, bei denen derartige Aufrufe nur hinter vorgehaltener Hand kritisiert und für unsinnig befunden wurden.
Das Thema Klimaschutz und die damit verbundenen Demonstrationen kommen mittlerweile offenbar mit einer derartigen moralischen Rigorosität daher, dass man sich ihnen lieber nicht in den Weg stellt.
In den sozialen Netzwerken sorgte die Nachricht, dass Schüler wegen ihrer Teilnahme an den Friday-for-Future-Demonstrationen möglicherweise sitzenbleiben könnten, dagegen für sehr kontroverse Diskussionen. Es gab Unterstützung für die Schüler, etwa von dem SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach, aber auch sehr viel Spott.
Nach Ende der schon Anfang Juni beginnenden Zeugniskonferenzen wird sich zeigen, ob und wie viele Schüler wegen ihrer freitäglichen Aktivitäten tatsächlich vom Sitzenbleiben bedroht sind. Auch an diesem Freitag soll in Berlin "für den Klimaschutz" demonstriert werden. Erwartet werden nur 500 Teilnehmer; der Tag ist schulfrei.
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