Seit Samstag sind in einigen Landkreisen Bayerns bis zu 1.200 Soldaten der Gebirgsjägerbrigade mit rund 250 Gefechtsfahrzeugen und Großgerät an einer großangelegten Brigadegefechtsübung beteiligt. Davon sind auch Wohngebiete betroffen.
Die Vorbereitungen für die sogenannte "freilaufende Gefechtsübung" dauerten seit mehr als einem Jahr. "Freilaufend" bedeutet, dass sich Soldaten in Fahrzeugen und zu Fuß auch in dafür angemeldeten Wohn-, Wald- und Industriebereichen bewegen, also nicht nur auf militärischem Übungsgelände. Zum Beginn wurden schwere Gefechtsfahrzeuge mit der Bahn in die Nähe von Rosenheim transportiert. Die Übung läuft noch bis zum 23. Mai.
Die Bundeswehr gab Sicherheitshinweise für die Bevölkerung. Es werden demnach rund 250 Gefechtsfahrzeuge und Großgeräte auf den Straßen der Landkreise Rosenheim, Traunstein und im Berchtesgadener Land unterwegs sein.
Einige Soldaten werden in die Rolle irregulärer Kräfte schlüpfen, um "den Feind" darzustellen:
Um die Übung so realistisch wie möglich zu gestalten, nehmen einige duzend (sic!) Gebirgssoldaten auch die Rolle von irregulären Kräften an. Diese Soldaten tragen keine regulären Uniformen. Sie sind für die Bevölkerung daran zu erkennen, dass sie Bundeswehrfahrzeuge nutzen und blaue Arbeitsanzüge, sogenannte 'Blaumänner', mit roten Armbinden tragen", hieß es auf der Facebook-Seite "Die Bundeswehr in Bayern", auf der die Bevölkerung Informationen zu den Übungen abrufen kann.
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Diese Soldaten stellen fiktive Feinde und Störer dar, teilte die Bundeswehr mit.
Oberstleutnant Eike Gudat vom Stab der Gebirgsjägerbrigade 23 erklärte als der Projektverantwortliche für die Übung:
Zum einen werden wir alte Wege neu beschreiten und auf den Erfahrungen von Berglöwe 2018 aufbauen, zum anderen werden auch neue Inhalte wie zum Beispiel die geplante Gewässerüberquerung Bestandteil des Berglöwen 2019 sein.
Am Dienstag überquerten die Soldaten samt Gefechtsfahrzeugen den Inn mit einer Faltschwimmbrücke an einer Stelle, wo der Inn rund 150 Meter breit ist. Speziell geschulte Pioniere aus Brandenburg, die fast in Kompaniestärke mit 108 Kräften zur Unterstützung der Übung angereist waren, verbanden 22 schwimmende Elemente zu einer Pontonbrücke. Soldaten mit rund 250 Ketten- und Radfahrzeugen sollten den Fluss passieren. Danach wurden die Pontons noch zu einer Fähre umgebaut, um Katastrophenschutzkräfte überzusetzen.
Bei diesen Übungen im südlichen Oberbayern eilt die Gebirgsjägerbrigade 23 in dem fiktiven Szenario einem Bündnispartner mit dem Kunstnamen Altraverdo zu Hilfe, der von einem Land namens Wislanien bedroht wird.
Am Wochenende waren die Soldaten in dem Einsatzgebiet angekommen und hatten ihre Zelte im Landkreis Rosenheim im Wald aufgeschlagen. Das aktuelle Szenario: Gegnerische Milizen haben die Brücken über den Inn gesprengt, deshalb musste der Fluss mit der Pontonbrücke überwunden werden.
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