Robert geht mit seiner kleinen Schwester zum Zahnarzt. Sie ist drei Jahre alt und brüllt die ganze Zeit. Anschließend geht Robert noch einkaufen, macht Abendbrot für alle, bevor er seine insgesamt drei Geschwister ins Bett bringt. Roberts Mutter hingegen sitzt den ganzen Tag vor dem Fernseher und raucht eine Kippe nach der anderen. Kaum zu glauben, aber Robert ist erst neun Jahre alt.
Der Vater ist seit Jahren aus dem Haus, Robert musste seine Rolle einnehmen. Eine eigene Kindheit hat er nie gehabt. Das ist nur eine Geschichte aus dem neuen Buch „Hilf mir – jetzt! Unsere Kinder sind es wert“ von Wolfgang Büscher und Bernd Siggelkow. Letzterer hat 1995 das christliche Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“ in Berlin-Hellersdorf gegründet. Mittlerweile gibt es die Arche an 20 Standorten in Deutschland. Auch Robert und seine Geschwister waren jahrelang in der Arche.
Bernd Siggelkow hat sie aufwachsen sehen. Das Buch behandelt im Wesentlichen drei Bereiche, die ineinander verschmelzen. Es geht um Schicksale, die Siggelkow in 24 Jahren als Chef der Arche erlebt hat - und die oft unter die Haut gehen. Es ist aber auch eine Abrechnung mit dem Hartz IV-System. Siggelkow und Arche-Pressesprecher Wolfgang Büscher beschreiben die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Leistungsempfängern, die sie als verlorene Menschen darstellen.
Besonders leiden darunter die Kinder. Auch das deutsche Schul- und Bildungssystem kommt nicht gut weg. Die Autoren fordern unter anderem mehr Lehrer, ein kostenloses Schulessen und kostenlosen Nahverkehr. RT Deutsch hat mit Arche-Gründer Bernd Siggelkow in Berlin gesprochen.