"Verlass Deutschland oder du stirbst!" - Umstrittener US-Botschafter Grenell erhält Todesdrohung

Er ist die wohl umstrittenste Personalie des hiesigen diplomatischen Parketts. Jetzt berichten US-Medien, dass US-Botschafter Richard Grenell Drohbriefe erhielt. Über den Absender herrscht demnach mehr Unklarheit als über das Motiv.

Immer wieder überschritt der 52-jährige Richard Grenell als US-Botschafter in Deutschland bereits die Grenzen der diplomatischen Etikette. Unverhohlene Drohungen gegen den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 hier, dringliche Warnungen vor Geschäften mit dem Iran dort. In Kreisen, in denen man üblicherweise die Kunst der verklausulierten Kritik pflegt, schießt Grenell gern aus der Hüfte – und brachte dadurch im Handumdrehen weite Teile der deutschen Bevölkerung und Politprominenz gegen sich auf. Dutzende Warnungen gegen deutsche Unternehmen gehen auf sein Konto.

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Jetzt berichten US-Medien, dass der US-Botschafter Drohbriefe erhalten habe. In einem der dubiosen Schreiben wurde dem streitbaren Diplomaten mit dem Tod gedroht.

Schon im Januar erhielt Grenell demnach einen direkt an ihn adressierten Brief.

In einem der Briefe (...) wurde er dazu aufgefordert, Deutschland zu verlassen, andernfalls würde er getötet", berichten US-Medien.

Nach aktuellen Informationen wurde das Schreiben von einer ominösen "Gesellschaft für die neue Wahrheit" ("Society for the New Truth") unterzeichnet.

Wir diskutieren nicht öffentlich über Sicherheitsfragen", erklärte Grenells Sprecher Joseph Giordono-Scholz gegenüber Medienvertretern.

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Nach Angaben eines "diplomatischen Sicherheitssonderbeauftragten" namens Fred Burton seien Todesdrohungen eine "ungewöhnliche" Angelegenheit.

Für gewöhnlich richten sich derlei Drohungen gegen den Außenminister, es sei denn, der Botschafter ist ein sehr prominenter Offizieller. Seine [Grenells] Situation ist etwas jenseits des Normalen. Er unterscheidet sich sehr von bisherigen Botschaftern. Daran besteht kein Zweifel", wird Burton zitiert.

Neben der Todesdrohung an Grenell erhielt die US-Botschaft demzufolge auch mindestens zwei Umschläge ohne Absender, jeweils gefüllt mit einem "nicht identifizierten weißen Pulver".

Ein großangelegter Protest gegen den US-Botschafter in Berlin, geplant für Anfang 2019, wurde demzufolge durch das US-Außenministerium verhindert.

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Zuletzt sorgte Grenell für Aufsehen, als er Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einen unmissverständlichen Brief zukommen ließ. Washington ist wenig erfreut über eine mögliche Beteiligung des chinesischen Technologiekonzerns Huawei am Aufbau des deutschen 5G-Netzes. In seinem Schreiben drohte Grenell mit der Beendigung der bisherigen geheimdienstlichen Zusammenarbeit sollte Huawei zum Zuge kommen. Aufgrund von "Sicherheitsrisiken" solle die Bundesregierung lieber auf Router von Cisco vertrauen.