"Keine Vorgaben machen lassen" – Kritik an ARD-Sprachregelungs-Manual aus den eigenen Reihen

WDR-Intendant Tom Buhrow findet es richtig, sich mit dem Thema Framing zu beschäftigen. Vorschriften, nur noch bestimmte Wörter zu benutzen, will er sich nicht machen lassen. Buhrow meint, dass die Privaten und die Öffentlich-Rechtlichen einander verbessert haben.

WDR-Intendant Tom Buhrow sieht beim sogenannten "Framing-Manual" der ARD manches kritisch, allerdings erklärt er das wachsende Misstrauen den Öffentlich-Rechtlichen gegenüber auch mit Stimmungsmache, das auf bedeutungsschwangere Ausdrücke setze:

'Lügenpresse' ist ein ideologisches Kampfwort, ein klassisches 'Framing', wenn Sie so wollen.

Es sei normal und richtig, sprachliche Gesetzmäßigkeiten wie "Framing" zu untersuchen.

Sonst ist man denen ausgeliefert. Gerade in einer Zeit, in der verschiedene Gruppen die Medien mit Schimpfworten bombardieren", sagte Buhrow dem Handelsblatt (Montag).

Dann käme aber der Punkt, an dem Schlussfolgerungen gezogen werden.

Und da sage ich: Wenn nur noch bestimmte Worte benutzt werden sollen, mache ich nicht mehr mit.

Die Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin Elisabeth Wehling hatte 2017 in dem 89 Seiten umfassenden Papier zum Thema "Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD" zum Beispiel empfohlen, die ARD solle nicht nur Fakten nennen, sondern immer in Form von moralischen Argumenten kommunizieren, wenn sie möglichst viele dazu bringen wolle, sich hinter die Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu stellen.

Wehling rät darin auch, bestimmte Formulierungen aus dem Sprachgebrauch der ARD zu streichen. Die promovierte Linguistin gilt als Framing-Expertin. Darunter verstehen Kommunikationswissenschaftler, dass bestimmte Fragestellungen oder Formulierungen den Rahmen dafür setzen, wie über ein Thema gesprochen wird.

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Kritiker warfen der ARD nach Bekanntwerden des Framing-Papiers vor, sie versuche, die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu manipulieren, und gebe Mitarbeitern Sprachregelungen vor. Die Kosten für das "Framing-Manual" und die damit verbundenen Workshops lagen der ARD zufolge bei 120.000 Euro. 

Es handelt sich in dem Papier um Schlussfolgerungen einer Wissenschaftlerin. Ich kenne keinen in der ARD, der diese Begriffe zwanghaft benutzt. Ich schon gar nicht", sagte der WDR-Intendant dem Handelsblatt. "Ich werde natürlich in einen dieser Workshops gehen – mir aber mit Sicherheit nie vorschreiben lassen, was ich zu sagen habe."

In Wehlings "Framing-Manual" werden als alternative Bezeichnungen für Privatsender "profitorientierte/­maximierende Sender" und "medienkapitalistische Heuschrecken" genannt.

Von mir werden Sie keinen schlechte Beleumdungen der kommerziellen Sender hören. Meine Überzeugung ist: Wir haben uns gegenseitig besser gemacht", sagte Buhrow dazu.

Das Aufkommen des Privatrundfunks war ein Tritt in den Allerwertesten für die Öffentlich-Rechtlichen. Ich habe damals mit 34 Jahren die Chance bekommen, ins Ausland zu gehen, weil der Markt dynamischer geworden war", so der WDR-Intendant.

Unsere Qualität macht umgekehrt auch die Privaten besser. Und die deutsche Öffentlichkeit will nun einmal ein bestimmtes Niveau nicht unterschreiten.

(dpa/ rt deutsch)