Die traumatische Situation – ein Feuergefecht, ein Terroranschlag oder etwa der Tod eines Kameraden – kehrt immer wieder zurück, der Betroffene erlebt die Situation in seiner Psyche immer aufs Neue, ist ununterbrochen angespannt, kann kaum schlafen, hat Alpträume und ist dadurch sehr gereizt. Bei Soldaten, die in Auslandseinsätzen mit gefährlichen Situationen konfrontiert waren, kann sich nach furchtbaren und leidvollen Erlebnissen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln. Das Problem kann sich auch Jahre später zeigen.
Der Kampfeinsatz der NATO in Afghanistan endete 2014. Die Bundeswehr ist nur noch zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte im Land. Nun zeigt aber ein Bericht auf, dass psychiatrische Erkrankungen bei Bundeswehrsoldaten auf konstant hohem Niveau sind, obwohl der Kampfeinsatz am Hindukusch beendet ist.
Laut einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung, die sich auf Zahlen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr beruft, ist 2018 bei 182 Soldatinnen und Soldaten eine einsatzbedingte Posttraumatische Belastungsstörung neu diagnostiziert worden – zwölf mehr als im Jahr 2017.
Tatsächliche Erkrankungen dürften höher liegen
Bei anderen einsatzbedingten Störungen wie Depressionen ging die Zahl laut Sanitätsdienst leicht nach unten. Insgesamt sei somit im vergangenen Jahr bei 279 Soldaten eine einsatzbedingte psychiatrische Erkrankung diagnostiziert worden – das waren in etwa so viele Neuerkrankungen wie 2017 mit 274 Fällen. Tatsächlichen dürfte die Zahl der Betroffenen aber höher liegen, denn gezählt werden nur die Fälle, die in Bundeswehreinrichtungen behandelt werden. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte der Zeitung, häufig nähmen Betroffene erst Jahre nach dem auslösenden Ereignis "eine unserer vielen Hilfsmöglichkeiten wahr".
Auch der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, äußerte sich gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Er sagte, er gehe davon aus, dass "viele Soldaten sich auch erst später melden, weil erst heute PTBS wie eine körperliche Verwundung angesehen wird". Bei vielen Soldaten seien die Erkrankungen inzwischen aber chronisch. Da in psychiatrischen Abteilungen der Bundeswehrkrankenhäuser ein Teil der Stellen nicht besetzt ist, sei es laut Bartels fraglich, ob die Bundeswehr den bestehenden Behandlungsbedarf noch adäquat abdecken könne. Aber insgesamt sei vieles besser geworden. Am Dienstag will Bartels seinen Jahresbericht, der detaillierte Zahlen zum Zustand der Truppe enthält, vorstellen.
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