Der US-amerikanische Botschafter in Deutschland hat am Montagabend den Neujahrsempfang der Linksfraktion besucht. Auf Twitter bedankte sich Grenell für die Einladung und die "großartige Musik".
Der Linken-Abgeordnete Stefan Liebich, Mitglied der Atlantik-Brücke, eines Lobby-Vereins, der die dauerhafte Bindung der Bundesrepublik Deutschland an die USA sichern soll, berichtete auf seinem Twitter-Konto über den Besuch Grenells bei seiner Fraktion. Das Echo war alles andere als freundlich.
Auf die kritische Frage eines Nutzers, wieso die Linke einen solchen "Vollpfosten" einlade, antwortete Liebich: "Man muss mit allen reden und im Gespräch bleiben." Ein weiterer Kommentator fragte: "Ernsthaft? Wer lädt den denn ein?" Andere Nutzer stellten die Glaubwürdigkeit der Linkspartei in Frage.
Die Linksfraktion selbst hing den Besuch des umstrittenen Botschafters nicht an die große Glocke. Auf dem Twitter-Account der Fraktion wurde die Einladung Grenells auf eine kritische Nachfrage hin gerechtfertigt. Zu den Neujahrsempfängen würden regelmäßig auch Diplomaten eingeladen.
Auch dieser Tweet wurde kritisch kommentiert. Die Einladung sei vor dem Hintergrund der jüngsten Angriffe auf Venezuela und Kuba instinktlos. Grenell sei ein Neokolonialist, der nach Hause geschickt gehöre.
Der Besuch Grenells ist ein Beleg dafür, wie weit die Linkspartei auf ihrem Weg ins politische Establishment der Republik bereits gekommen ist. Er kann durchaus als Akt der Anerkennung durch den "großen Bruder" verstanden werden.
Wer wird wohl im nächsten Jahr bei der Linksfraktion auflaufen? John Bolton? Jens Stoltenberg? Oder vielleicht doch eher Mathias Döpfner? Wir dürfen gespannt sein.
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