Elmar Brok macht wirklich Schluss – kassierte er unrechtmäßig Geld von Besuchern?

Der langjährige EU-Abgeordnete Elmar Brok zieht sich zurück. Der CDU-Mann verzichtete am Montag auf eine Kampfkandidatur. Unterdessen wurde bekannt, dass Brok von Parlaments-Besuchern 150 Euro "Kostenbeitrag" forderte – obwohl das Parlament die Kosten erstattete.

Der CDU-Politiker und langjährige Abgeordnete des Europaparlaments Elmar Brok will nicht um sein Mandat kämpfen und zieht sich nach 40 Jahren als Parlamentarier zurück. In einer Pressemitteilung erklärte Brok am Montag:

Ich werde am 26. Mai nicht erneut für das Europäische Parlament kandidieren...

Seit dem Jahr 1973, in dem ich stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union für Außenbeziehungen und Mitglied im CDU-Bundesfachausschuss Außen- und Europapolitik wurde, und insbesondere seit meinem Eintritt ins Europäische Parlament 1980 durfte ich für meinen Lebenstraum "Europa" im In- und Ausland arbeiten.

Meine Frau, mit der ich in diesem Jahr 48 Jahre verheiratet bin, und die Kinder haben das getragen und ertragen – 7 Tage in der Woche.

Nun soll es gut sein.

Brok hatte im CDU-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen Anfang Januar eine Kampfabstimmung verloren und ist nicht für die Europawahl aufgestellt worden. Er hatte aber noch die Möglichkeit, sich auf der Landesdelegiertenkonferenz am kommenden Samstag einer Kampfabstimmung zu stellen. 

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Kurz nach dem Bekanntwerden von Broks Verzicht berichtet  Politico, dass Brok über Jahre hinweg Besucher des Parlaments abkassiert haben soll. Demnach bezahlten Mitglieder organisierter Besuchergruppen einen "Kostenbeitrag" von 150 Euro. Weil sich Brok dann die Kosten auch vom Parlament erstatten ließ, soll er allein an vier Besuchen in den Jahren 2016 und 2017 18.000 Euro verdient haben.

Der Politico-Artikel wurde von einer früheren Praktikantin Broks mitverfasst. Ob und inwieweit dieser Bericht mit Broks Rückzugsankündigung in Zusammenhang steht, ist nicht bekannt. 

Der 72-jährige Brok saß seit 1980 im Europaparlament und war damit der dienstälteste EU-Abgeordnete. Brok galt als sehr einflussreich und als Vertrauter der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Außenpolitisch trat er als Hardliner und Russland-Kritiker in Erscheinung. Bekannt war Brok auch für seine engen und langjährigen Verbindungen zum Bertelsmann-Konzern.

Der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn (Die Partei), der mit Brok mehrmals aneinandergeraten war, kommentierte dessen Ausscheiden aus dem EU-Parlament auf Twitter so:

Auch Broks Finanzgebaren kommentierte Sonneborn. Der CDU-Parlamentarier war auch bekannt dafür, Praktikanten in seinem Büro schlecht zu bezahlen.