Die Bundeswehr leidet nach Aussage des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels unter Ausstattungsmängeln aufgrund des derzeit in Norwegen laufenden größten NATO-Manövers seit Ende des Kalten Krieges. "Das Material, von den Schutzwesten bis zum Panzer, wurde wieder aus der ganzen Bundeswehr zusammengeliehen. Dann fehlt es natürlich für die Ausbildung in den Bataillonen zu Hause. Das nervt die Soldaten enorm", beklagte der Wehrbeauftragte des Bundestags in der Bild am Sonntag.
In der Nacht zum Donnerstag hatte das Großmanöver "Trident Juncture" begonnen. Es soll zwei Wochen dauern. Rund 50.000 Soldaten sind beteiligt, darunter 10.000 von der Bundeswehr. Im Einsatz sind zudem rund 10.000 Fahrzeuge sowie mehr als 300 Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Schiffe.
Das Verteidigungsministerium zeigte Verständnis für die Kritik des SPD-Politikers. Ein Ministeriumssprecher sagte der "Bild am Sonntag", Jahrzehnte des Sparens hätten enorme Lücken hinterlassen. "Der Wehrbeauftragte hat recht, dass der Grundbetrieb nicht leiden soll, wenn Topmaterial für die NATO und Einsätze gebraucht wird." Deswegen habe das Ministerium mit dem Parlament "den Plan 'NATO-Speerspitze 2023' auf den Weg gebracht, dessen Ziel eine vollausgestattete Brigade ist".
Allerdings steht aktuell mehr Geld pro Bundeswehrsoldat zur Verfügung als zu Zeiten des Kalten Krieges. Zwar gingen die Militärausgaben zeitweilig zurück, gleichzeitig reduzierte die Bundeswehr aber deutlich ihre Personalstärke. So entfielen im Jahr 1990, zu einem Zeitpunkt, als es noch keine Nachwende-Einsparungen im Verteidigungshaushalt gab, auf jeden Bundeswehrsoldaten rund 134.000 US-Dollar, 2017 waren es etwa 232.000 US-Dollar.
(dpa/rt deutsch)