Regelmäßig erscheinen in deutschen Medien hämische Berichte über Kinder- und Jugendangebote etwa der russischen Armee. Auch die Wehrerziehung der ehemaligen DDR findet kritische Erwähnung. Das Heranführen und Gewöhnen schon der Kleinen an die Armee und den Umgang mit der Waffe wird hierzulande als fragwürdig und als finsterer Wesenszug "diktatorischer Regime" dargestellt. Eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hat nun jedoch ergeben, dass auch die Bundeswehr bereits die Kinder fest im Blick hat und diese mit Aktionen des "sozialen Engagements" ans Militär gewöhnen will. Die Linkspartei sieht in der Praxis eine "unzulässige Indoktrinierung von Jugendlichen".
Die Kinder von Königsbrück hatten viel Spaß mit den Soldaten, wie die Stadt mitteilt: Im Rahmen einer Städte-Patenschaft habe die Bundeswehr einen spannenden Ausflug möglich gemacht. "Dabei durften sich die Kinder das große Kampfflugzeug Tornado anschauen und selbst mal mit Helm und Maske vor der Kamera posieren", wie die Stadt schreibt.
Bewerberzahlen eingebrochen, bestimmte Bereiche attraktiv
Zwar sind die Bewerberzahlen bei der Bundeswehr nach dem Ende der Wehrpflicht im Jahr 2011 eingebrochen. Bestimmte Bereiche des Heeres können sich aber vor Bewerbern kaum retten, etwa jene mit der Voraussetzung einer höheren Bildung. Diese Attraktivität ist - neben der nicht geringen Bezahlung - zurückzuführen auf die aktive Werbetätigkeit der Bundeswehr. Und dazu gehört offensichtlich auch das sehr frühe Herantreten an die Jugend.
In der Antwort auf die Kleine Anfrage der Linken finden sich über hundert Kooperationen zwischen Armee und Schulen oder Kitas allein in den letzten zwei Jahren. Hinzu kommen Spendenaktionen, mittels derer die Bundeswehr allein in den vergangenen zwei Jahren 100.000 Euro eingesammelt haben will. Das Geld ging sowohl an Kindergärten als auch an Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, wie das Magazin DerSpiegel schreibt.
Die Ergebnisse der Anfrage zeigen, dass die Nachwuchsarbeit der Bundeswehr zugenommen hat: In zwei Jahren hat sie demnach fast so viele Kinder erreicht wie zuvor in fünf Jahren. Die Bundeswehr weist den Vorwurf der "militärischen Indoktrination" zurück und bezeichnet ihr Wirken in Schulen und Kitas als "soziales Engagement" und als Bemühen des Heeres, "gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung" zum Ausdruck zu bringen.
Bundeswehr erhält privilegierten Zugang zu Schulen
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert die Bundeswehr ebenfalls für ihre Werbung an Kindergärten und Schulen. Die Armee habe in der Vergangenheit Verträge mit mehreren Bundesländern geschlossen, die ihr privilegierten Zugang zu Schulen, Lehrerausbildung und Kindergärten verschafften, zitiert der Spiegel die Gewerkschaft. Mit Vorträgen oder Podiumsdiskussionen habe die Bundeswehr laut GEW allein 2015 etwa 400.000 Kinder und Jugendliche und 36.000 Lehrer und Referendare erreichen können.
Bei der Bundeswehr arbeiten mehr als 260.000 Menschen, davon 180.000 als Soldaten und etwa 85.000 als zivile Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr hat die Bundeswehr laut Spiegel zudem mehr als 2.000 Minderjährige rekrutiert - so viele wie noch nie. Seit 2011 habe sich die Zahl der Minderjährigen bei der Bundeswehr damit verdreifacht.
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