Es sollte das Vorzeigeprojekt in der Hauptstadt werden, nun aber dümpelt der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) vor sich hin. Seit Jahren werden die Eröffnungstermine verschoben, die Liste der zu beseitigenden Mängel wurde mehrmals aktualisiert. Erst seit Februar ist bekannt, dass die Kosten für den neuen Hauptstadtflughafen am Ende nun mehr als sieben Milliarden Euro betragen werden. Beim Spatenstich im Jahr 2006 war noch die Rede von zwei Milliarden Euro. Nachdem das Datum bereits mehrfach verschoben worden war, kamen in den Medien erst jüngst neuerliche Spekulationen darüber auf, ob der nunmehr avisierte Eröffnungstermin Herbst 2020 dieses Mal eingehalten werden kann. Einige Politiker sprachen sich in der Vergangenheit zumindest für eine Teil-Eröffnung aus.
Flapsige Bemerkung über die Zukunft des BER sorgt für empörte Reaktionen
Nun aber fiel nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am vergangenen Freitag vonseiten eines Lufthansa-Vorstands eine äußerst drastische Einschätzung über die Zukunft des BER.
Meine Prognose ist: Das Ding wird abgerissen und neu gebaut.
Diese flapsige Bemerkung soll der Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks vor Managern auf dem "Unternehmertag am Tegernsee" abgegeben haben, wo er als Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings auftrat. Der Satz sorgte bei Verantwortlichen in Berlin und Brandenburg für Empörung.
"Die drei Gesellschafter sind sich einig: Der Flughafen wird fertiggebaut", sagte die Sprecherin des Berliner Senats, Claudia Sünder, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Flughafen-Chef Engelbert Lütke-Daldrup bemerkte zu den Äußerungen: "Das ist Unsinn."
Inzwischen meldete sich auch die Fluglinie selbst zu Wort. Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels sagte der dpa dazu, das Unternehmen habe auf keinen Fall für einen Abriss des Flughafens plädieren wollen. "Das war eine zugespitzte Äußerung, um auf das Ausmaß der Probleme am Flughafen hinzuweisen", ergänzte Matthias Eberle, Sprecher der Lufthansa-Billigfluglinie Eurowings. Lufthansa habe auch keinen solchen Ratschlag geben wollen.
Rund eine halbe Million Euro für den Austausch von 750 nicht mehr funktionstüchtigen Monitoren
Erst am Donnerstag vergangener Woche wurde bekannt, dass 750 Monitore für die Fluggastinformation, die bereits mit Blick auf die ursprünglich geplante Eröffnung des Flughafens 2012 eingebaut worden waren, ausgetauscht werden müssen. Die Aktion soll rund 500.000 Euro kosten. Die Bildschirme im Hauptterminal seien sechs Jahre lang mit der allgemeinen Stromversorgung in dem Gebäude mitgelaufen, die meisten hätten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, sagte Flughafensprecher Hannes Stefan Hönemann.
Die immer wieder verschobene Inbetriebnahme des Airports sorgt auch für Probleme bei der Kranich-Linie. Ihre Ausstattung im Hauptstadtflughafen sei zwar installiert, nach jahrelanger Verzögerung der Eröffnung inzwischen aber bereits überholt. "Es war ja alles fertig zum ersten Eröffnungstermin, unsere Schalter, das Mobiliar", sagte Dirks beim Kongress in Bayern. Die Lufthansa hat inzwischen ihr Logo, den Kranich, überarbeitet und auch die Farben im Markenauftritt geändert. "Das müssen wir in Berlin alles umbauen", sagte Dirks, "ich weiß nicht, wie das gehen soll".
Mehr zum Thema - Nach erneut verschobenem Start vom Flughafen BER: Bundespolitiker fordern Plan B
Diesen Äußerungen des Eurowings-Chefs konterte die Berliner Senatssprecherin mit den Worten: "Anstatt darüber nachzudenken, wie das Lufthansa-Logo von Gelb in Blau ausgetauscht wird, wäre es gut, wenn sich der Konzern um ein angemessenes und verbindliches Engagement in der Hauptstadt bemüht." Flughafen-Chef Lütke-Daldrup ergänzte: "Die Lufthansa wäre gut beraten, sich um Langstrecken für die Hauptstadt zu kümmern."
Ähnlich äußerte sich Brandenburgs Flughafenkoordinator, Rainer Bretschneider, und fügte hinzu: "Es ist gut, dass die Lufthansa die unsachlichen Äußerungen schnell zurückgeholt hat." Der Termin für die Eröffnung des Airports in Schönefeld stehe mit dem Oktober 2020, sagte Lütke-Daldrup. Am Standort gehe es mittlerweile nicht mehr um den Bau, sondern um Mängelbeseitigung, erläuterte Flughafensprecher Hannes Hönemann. "Da gibt es nichts Halbfertiges abzureißen."