Treffen die Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) für dieses Jahr ein, dann werden Deutschlandweit 1,2 Millionen Menschen ohne feste Bleibe und Mietvertrag sein. Unter den Wohnungslosen waren im Jahr 2016 auch 32.000 Minderjährige. Gerade in Berlin ist die Eigentumsquote sehr niedrig, sie bemisst sich auf 15 Prozent. In der Hauptstadt wird gemietet. Ein Mietrückstand kann schnell in der Obdachlosigkeit münden. Bei einer gleichzeitigen fristlosen und fristgemäßen Kündigung hilft auch die Mietnachzahlung nicht mehr. Der Mieter steht auf der Straße. Für den Vermieter ist es oft lukrativer dem Mieter zu kündigen und so von einem neuen Mieter mehr Geld fordern zu können.
Der Geschäftsführer des BAG W zu den Ursachen der Wohnungslosigkeit:
Die Zuwanderung wirkt zwar verstärkend, aber die wesentlichen Ursachen für Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit liegen in einer seit Jahrzehnten verfehlten Wohnungspolitik in Deutschland, in Verbindung mit der unzureichenden Armutsbekämpfung.
"Maßnahmen zur Verbesserung der wohnungs- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen" wurden in den vergangenen Jahren, so Specht, nicht eingeleitet.
Mehr Familien und mehr Menschen mit Einkommen stehen auf der Straße
Um dem Trend in Berlin entgegenzuwirken, stellte der Berliner Senat mehr Mittel für Obdachlose für dieses Jahr bereit. Diese wurden von 4,2 auf 8,2 Millionen aufgestockt. Sozialberaterin Elfriede Brüning:
Alle Altersklassen, alle Bildungsschichten. Und den meisten Menschen sieht man nicht an, dass sie bei Freunden auf dem Sofa schlafen, bei der Oma oder in einer Notunterkunft.
Armut, insbesondere im Alter, ist eine der Hauptsorgen der Deutschen. Dies ergab eine bundesweite Befragung der Leipziger Volkszeitung. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (61 Prozent) sorgten sich vor Altersarmut durch ein Rentensystem, welches sie als instabil bewerteten. Die neuen Gelder sollen vor allem obdachlosen Frauen und Familien helfen. Elke Breitenbach, Sozialsenatorin (Linke):
Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Es trifft vor allem einkommensschwache Gruppen, aber auch schon Teile der Mittelschicht.
Während im Jahr 2007 lediglich 5 Prozent der Menschen ohne Obdach, die bei der Caritas um Hilfe baten, Einkommen bezogen, haben heute 15 Prozent der Hilfesuchenden einen Job. Vergangenes Jahr waren 6 Prozent Familien. Das BAG W fordert einen Wohnungsgipfel und eine Einsicht der Politik, dass es sich um ein Problem mit neuer Dimension handelt. Schon im Jahr 2014, so die Pressemitteilung des BAG W, hätte sie hierzu vergebens einen Aktionsplan vorgelegt.