Nach dem Fiasko auf dem EU-Gipfel, bei dem der Bundeskanzler die anderen europäischen Staats-und Regierungschefs nicht von seinem Plan der Konfiszierung eingefrorener russischer Vermögenswerte überzeugen konnte, kommt es am Freitag zu einer weiteren Klatsche für Friedrich Merz.
Die ehemalige CDU-Chefin und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde zur neuen Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) gewählt. Erstmals kam es zu einer Kampfabstimmung bei der CDU-nahen Stiftung um den Chefposten. Der von Merz favorisierte Kandidat unterlag.
Wie die Welt berichtet, setzte sich Kramp-Karrenbauer bei einer Mitgliederversammlung mit 28 zu 21 Stimmen in einer Kampfabstimmung gegen den Bundestagsabgeordneten Günter Krings durch, wobei es eine Enthaltung gab.
Krings war von Parteichef Merz vorgeschlagen worden. Der 56-Jährige ist Vorsitzender der CDU-Landesgruppe NRW im Bundestag.
Kramp-Karrenbauer wiederum gehört schon länger dem Vorstand der Stiftung an. Ihr wird nachgesagt, bis heute Ex-Kanzlerin Angela Merkel politisch nahezustehen – weshalb Beobachter die Kampfabstimmung auch als Fortsetzug des alten Richtungsstreits innerhalb der CDU zwischen Merkel und Merz werten.
Die neue KAS-Vorsitzende war von 2019 bis 2021 Verteidigungsministerin in der schwarz-roten Regierung unter Merkel. 2018 setzte sich die heute 63-Jährige in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz gegen Merz durch und blieb zwei Jahre an der Spitze der CDU, die seit Anfang 2022 von Merz geführt wird.
Wie wichtig dem Kanzler die Wahl des KAS-Vorsitzes und die Unterstützung seines Wunschkandidaten war, zeigt sich daran, dass er trotz wichtiger Termine wie dem Gipfel in Brüssel extra zu der Sitzung angereist war.
Laut Welt sollen Unionsfraktionschef Jens Spahn sowie CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann vor der entscheidenden Sitzung Druck auf Parteikollegen gemacht haben, um Krings durchzusetzen – vergeblich, denn in der CDU wirft Angela Merkel offenbar immer noch ihren langen Schatten.
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