Die laufende Ausstellung "Comune – Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt" im privaten Potsdamer Museum "Fluxus+" sorgt in der Berliner Szene der Deutsch-Israelischen Sympathisanten sowie der Jüdischen Gemeinde für Unmut und Kritik bis hin zum Vorwurf der "Holocaust-Leugnung". An vorderster Front der Empörten steht dabei Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte, dass er Strafanzeige gegen die Ausstellungsmacher gestellt habe. Stein des Anstoßes in der wiederkehrenden Diskussion um Deutungshoheiten ist ein Anne-Frank-Porträt mit Kufiya, dem sogenannten Palästinenser-Tuch. Unterstützung erhält Beck unter anderem von Ralf Fücks, dem Chef des Grünen-Think-Tanks "Zentrum Liberale Moderne" (LibMod).
Das Potsdamer Museum Fluxus+, als private Einrichtung für moderne Kunst, konzentriert sich in seiner programmatischen Ausrichtung auf die sogenannte Fluxus-Bewegung. Seit dem 15. November präsentiert die Leitung die Ausstellung: "Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt", um die Werke des italienischen Künstlers Costantino Ciervo vorzustellen. Auf einem Werk ist dabei ein "Holocaustopfer mit Palästinensertuch abgebildet, schreibend auf einem Tablet", so die Welt-Zeitung aus dem Springer-Verlag das Werk bewertend. Weiter heißt es in dem Artikel zu dem sich dynamisierenden Eklat:
"Ein Porträt von Anne Frank mit Palästinensertuch in einem Potsdamer Museum entfacht Streit: Jüdische Organisationen reagieren aufgebracht, es gibt eine Strafanzeige. Das Museum will das Porträt aber nicht abhängen."
Der Artikel führt weiter aus, dass die Jüdische Gemeinde der Stadt Potsdam scharfe Kritik geäußert habe. Zudem habe die in Berlin ansässige Botschaft Israels in Deutschland das Bild als "Delegitimierung Israels und Relativierung des Holocausts" bezeichnet. Die Jüdische Allgemeine berichtet:
"Schändung des Andenkens, Antisemitismus-Verdacht oder Freiheit der Kunst? Die Staatsanwaltschaft befasst sich inzwischen mit einer Strafanzeige. Jüdische Organisationen reagieren aufgebracht."
Hierbei vor allem der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, der nun Anzeige erstattete, um auf X in bekannter Aggressivität zum Thema "Antisemitismus und Judenhass" zu kommentieren:
"Museum sieht Strafanzeige als Einschüchterungsversuch. Bald werden die Museumsmacher sich als politisch Verfolgte bei Amnesty melden: Holocaustdistortion in der Pose des Civil Rights Warriors. Was für intellektuell erbärmliche Figuren!"
Unterstützung erhält Beck von seinem grünen Parteikollegen Ralf Fücks, ehemals Vorsitzender der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung, der ebenfalls auf X unmissverständlich zur Causa erklärt:
"Die Botschaft lässt wenig Raum für Zweifel: Die Palästinenser sind die Juden von heute, Israel verübt einen neuen Holocaust (aka Genozid). Kunst darf alles, aber wer diesen zynischen Stuss als Kunst verkauft, sollte sich nicht über harsche Kritik beklagen."
Der attackierte Künstler reagierte auf die Kritik laut einem rbb-Beitrag mit einem Kommentar, der neben dem Bild zu lesen ist:
"Dort heißt es unter anderem: Das Andenken an Anne Frank als Zeugin des Holocausts 'steht nicht nur für die Erinnerung an die Shoah, sondern wird zum universellen Symbol der Verurteilung von Gewalt'. Durch die Verbindung von historischer Erinnerung und aktueller Realität werde das Gemälde 'zu einem Appell für Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit'."
Nach Ansicht von Beck "können das Kunstwerk selbst und der Künstler für sich das Grundrecht der Kunstfreiheit in Anspruch nehmen", so der rbb zitierend. Erweitert erklärt der Anzeigensteller ohne Wenn und Aber:
"Ausstellungsmacher und Kuratoren sind nicht als Künstler tätig. Sie haben die Verantwortung, Angriffe auf den Achtungs- und Geltungsanspruch von Jüdinnen und Juden zu neutralisieren."
Die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam und der Beauftragte gegen Antisemitismus in Brandenburg hätten demnach bereits vor Wochen gefordert, das kontrovers wahrgenommene Bild abzuhängen. Das private Museum lehnt dies jedoch weiterhin konsequent ab und weist vehement den Vorwurf des unterstellten Antisemitismus zurück.
Die Jüdin Anne Frank lebte während des Zweiten Weltkriegs und versteckte sich im Hinterhaus des Firmengebäudes ihres Vaters Otto Frank in Amsterdam hinter einem drehbaren Bücherregal, wo sie ihr weltberühmtes Tagebuch verfasste. 1945 starb sie im Konzentrationslager Bergen-Belsen, wo sie rund ein halbes Jahr nach Entdeckung ihres Verstecks leiden musste.
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