TK-Stressreport: Zunehmender Arbeitsstress und steigende Kriegsangst in Deutschland

Erstmals erforschte die Techniker-Krankenkasse bei ihrem vierten Stress-Report die Kriegsangst der Menschen in Deutschland. Insgesamt machten sich 2/3 der Befragten Sorgen wegen Krieg, mit einem hohen Anteil von Frauen. Auch auf der Arbeit fühlten sich Menschen zunehmend gestresst.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Techniker Krankenkasse ihren neuen Stress-Report. In einem Bericht fasst sie die aktuelle Untersuchung über Stresslevel der Menschen in Deutschland zusammen. Dabei sei in diesem Jahr bei der Befragung ein zusätzlicher Stressauslöser berücksichtigt worden. Angesichts weltweit zunehmender gesellschaftlicher und politischer Krisen wollte die Technikerkrankenkasse wissen, inwieweit sich auch diese Krisen auf das Stressempfinden und die Gesundheit der Menschen auswirkten.

Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um den drittgrößten Stressfaktor. Im TK-Bericht heißt es dazu: "Im Ergebnis ist dieser Aspekt auf Anhieb auf Platz drei der Hauptstressfaktoren gelandet – direkt nach den hohen Ansprüchen an sich selbst und der Belastung durch Schule, Studium oder Beruf." 

Insgesamt habe die Untersuchung gezeigt, dass sich 2/3 der Menschen in Deutschland gelegentlich oder häufig übermäßig gestresst fühlten. Als Stressauslöser Nr. 1 gelte ein "hoher Anspruch an sich selbst". Rund 60 Prozent der Gestressten litten stressbedingt auch unter körperlichen Symptomen wie zum Beispiel Rückenschmerzen und Muskelverspannungen.

Erstmals ergab die Studie, dass über 60 Prozent der gestressten Menschen durch Krieg stark belastet seien. So würden die Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen und im Sudan sowie die wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund von Handelszöllen und ‑beschränkungen eine starke oder sehr starke Belastung für einen Großteil der Befragten darstellen.

Am Montag berichtete Euronews über die Ergebnisse. Rund die Hälfte der Studienteilnehmer fühlte sich durch eine Bedrohung des Wirtschaftsstandorts Deutschland unter Stress und 44 Prozent litten unter Auswirkungen des Klimawandels und anderen Umweltproblemen. Laut Euronews zeige der TK-Bericht, dass die hohen Ansprüche an sich selbst der größte Stressfaktor bei den Menschen in Deutschland sei. Frauen seien davon überproportional betroffen.

Als zweitgrößter Faktor für übermäßigen Stress wurden Arbeit, Ausbildung und Schule genannt. Insbesondere die zunehmende "Arbeitsverdichtung", so der Bericht der Krankenkasse, führe zu mehr Stress bei den Beschäftigten. Dazu kämen oft auch hoher Zeitdruck, fehlende Unterstützung durch Kollegen, mangelnde Wertschätzung und ein zu hoher Anspruch an die eigene Leistung. Viele Beschäftigte trauten sich nicht, sich von Vorgesetzten abzugrenzen, bzw. Aufgaben auch mal abzulehnen.

Politische und soziale Probleme kämen an dritter Stelle. Wobei die Befragten der Kategorie "manchmal gestresst" angaben, dass sie sich durch Kriege am meisten belastet fühlten. Hier war der Frauenanteil besonders hoch. 68 Prozent der befragten Frauen gegenüber 54 Prozent der Männer gaben an, durch Kriege und internationale Konflikte gestresst zu sein.

Laut Euronews zeige der Bericht aber, dass die Deutschen in erster Linie mit sich selbst beschäftigt seien und nicht mit der gesellschaftlichen Situation. Das Nachrichtenmagazin kommentierte: "Betrachtet man jedoch alle Befragten insgesamt, so waren politische und soziale Probleme, zu denen Faktoren wie Krieg, Polarisierung und Sicherheit gehören, nur die drittgrößte Stressursache, und insgesamt zeigt der Bericht, dass die Deutschen in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind."

Insgesamt könne man erkennen, dass die Stresswahrnehmung in den letzten Jahren immer mehr zugenommen habe. Wobei der Stress bei Männern nach Ende der Coronakrise wieder zurückgegangen sei, während er bei Frauen weiterhin zunehme.

Stress sei grundsätzlich nicht negativ, so der Bericht der Techniker Krankenkasse. Aber zum Ausgleich müsse es genügend Entspannungsphasen im Leben der Betroffenen geben – ansonsten wirke sich ein hohes Stresslevel auf die Gesundheit aus. Neben Rückenschmerzen, innerer Unruhe, Schlafstörungen und Reizbarkeit steige häufig auch der Konsum von Alkohol und anderen Suchtmitteln. Auf der Pressekonferenz zum TK-Report erklärte Dr. Jens Baas, dass Arbeitgeber dafür sorgen müssten, dass die Beschäftigten weniger Stress erlebten. Baas führte aus:

"Auch Arbeitgeber sind gefordert, zu handeln. Denn Arbeit wird eindeutig als einer der Hauptauslöser für Stress genannt. [...] Viele Befragte können nach der Arbeit nicht mehr richtig abschalten und fühlen sich erschöpft und ausgelaugt. Hier müssen wir ansetzen."

Im Auftrag der Technikerkrankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Mai 2025 1.407 in Deutschland ansässige Personen ab 18 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Stress.

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