Campact ruft zum Boykott der dm-Drogeriemärkte auf

Nun sollen anscheinend alle Familienunternehmen Deutschlands einen Schwur darauf leisten, nicht mit der AfD zu sprechen. An der Drogeriemarktkette dm soll jetzt ein Exempel statuiert werden. Weil der Inhaber die Brandmauer kritisch sieht.

Offenkundig war die Kündigung des Mietvertrags für eine Veranstaltung des Verbands der Familienunternehmer durch die Deutsche Bank nur der Auftakt für eine breiter angelegte Kampagne. Auslöser war, wie gemeldet, die Einladung eines AfD-Politikers zu einem parlamentarischen Abend, einer Veranstaltung, zu der Einladungen an viele Abgeordnete, nicht nur einen, ergehen.

Danach traten die Eigentümer der Drogeriemarktkette Rossmann und die Firma Vorwerk aus dem Verband aus. Am 26.11. startete daraufhin der Verein Campact.de einen Boykottaufruf gegen den Rossmann-Konkurrenten dm. "Hier bin ich Mensch – hier kauf ich NICHT mehr ein", wurde ein Werbeslogan von dm abgewandelt.

Campact hat zudem eine Mail an 36 Unternehmen verschickt, die Mitglied des Verbands sein könnten, und von ihnen eine Stellungnahme gefordert. Auch der Stern hat bei verschiedenen Unternehmen abgefragt, ob sie aus dem Verband austreten wollten. Ähnlich verhielt sich der NDR, der vermeldete, auch Fritz-Kola sei aus dem Verband ausgetreten, und danach berichtete, man habe "zehn größere norddeutsche Familienunternehmen angefragt", aber keines sei zu einem Interview bereit gewesen. 

Der Chef von dm, Christoph Werner, hat im Gegensatz dazu ein Interview gegeben, in der Süddeutschen Zeitung. Darin hat er erklärt: "dm lehnt eine polarisierende Brandmauer-Debatte ebenso entschieden ab wie Positionen der Partei AfD, welche die freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage stellen." Man wolle, dass politische Debatten "mit Sorgfalt" geführt würden. "Dass wir dafür kritisiert werden, bestätigt uns darin, dass die differenzierte Auseinandersetzung wichtig ist."

Campact hatte am 27.10. eine Spendenkampagne für den Wahlkampf gegen die AfD gestartet. Der Verein war auch intensiv an der Kampagne beteiligt, die nach dem weitgehend fiktiven Correctiv-Bericht Anfang vergangenen Jahres die Kampagne für ein AfD-Verbot einleitete. Im Jahr 2024 wurden unter anderem Kandidaten der Grünen direkt von Campact e.V. unterstützt.

Die Hausbank von Rossmann ist übrigens die Deutsche Bank. 2007 startete das Geldinstitut beispielsweise die Vergabe von Ratenkrediten über Rossmann-Filialen. Konkurrent dm ist bei der DZ-Bank, die zu den Volksbanken gehört. Dabei ist dm die umsatzstärkste Kette, mit über 12 Milliarden Euro, an zweiter Position steht Rossmann mit über 9 Milliarden, und an dritter Müller mit zwischen drei und vier Milliarden Euro Jahresumsatz.

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