Schüsse und Schreie am Kölner Hauptbahnhof: Unangekündigte Übung der Bundespolizei

In der Nacht zum Donnerstag hallten Schüsse und Schreie um den stillgelegten Kölner Hauptbahnhof. Die Bundespolizei veranstaltete mit 300 Beteiligten unangekündigt eine Übung "für den Ernstfall". Der Bahnhof wurde mit Sichtschutzwänden umstellt. Einzelheiten gab die Polizei nicht bekannt.

Vom 14. bis zum 24. November ist der Kölner Hauptbahnhof für den Fern- und Regionalverkehr gesperrt. Als Grund dafür wurde die Inbetriebnahme eines neuen elektronischen Stellwerks angegeben. Zwar soll die Inbetriebnahme inzwischen schon wieder abgebrochen worden sein – wegen eines Softwarefehlers –, aber der Kölner Hauptbahnhof bleibt gesperrt.

Dies nutzte die Bundespolizei zu einer nächtlichen Übung am verwaisten Bahnhof der Domstadt. In der Nacht zum Donnerstag probten 300 Beteiligte mit lautem Geschrei und Schusswechseln (mit Platzpatronen) "für den Ernstfall", berichtete der Kölner Stadtanzeiger (KStA) am Donnerstag. Feuerwehrleute sollen auch beteiligt gewesen sein.  

Absichtlich habe die Bundespolizei im Vorfeld Anwohner und Geschäftsleute nicht informiert – deren Reaktionen gehörten offenbar mit zu dem Übungsszenario. Der Stadtanzeiger beschrieb die Übung, als habe einer der Journalisten zuschauen dürfen:

"Schüsse aus Übungsgewehren hallen durch den Kölner Hauptbahnhof und die Umgebung. Scheinbar in Panik laufen Menschen über die Bahnsteige und durch die Passagen und schreien vor Angst. Es sind Statisten; Kunstblut und professionelle Kosmetik lassen ihre schweren Verletzungen echt erscheinen."

Zuvor sei der Bahnhof durch Sichtschutzzäune abgeschirmt worden. Die Öffentlichkeit sollte nicht sehen können, was genau und wie dort geübt wurde. Lediglich die Schreie und Schüsse der Protagonisten verbreiteten sich rund um den Bahnhof in der Kölner Altstadt. Auf dem Bahnhofsgelände habe man den sogenannten Erstangriff von Polizisten geprobt: Dabei sollten zuerst eintreffende Streifenbeamte Täter identifizieren und überwältigen. Geübt worden seien auch "Kommunikationsabläufe und Führungsstrukturen". Weitere Einzelheiten habe die Bundespolizei nicht bekannt gegeben.  

Im KStA-Bericht hieß es dazu lediglich, dass Szenarien geübt wurden, "in denen schwer bewaffnete Menschen auf Unbeteiligte schießen." Laut Bundespolizei habe man eine sogenannte "Lebel"-Lage, also eine "Lebensbedrohliche Einsatzlage" geprobt. Die Behörde habe laut KStA nicht mitgeteilt, "was genau sich in dem eigens abgesperrten Bereich des Bahnhofs abgespielt hat und was im Einzelnen trainiert wurde."

Die Bundespolizei habe diesmal bewusst darauf verzichtet, Anwohner, anliegende Gastronomen, oder Passanten über die geplante Übung zu informieren.

Mehr zum Thema - Bayern: Fehlende Koordinierung – Polizist schießt Bundeswehrsoldaten bei Übung an