Industrie-Standort Deutschland: Internationale Wettbewerbsfähigkeit so schlecht wie noch nie

Die Zeiten, in denen die deutschen Unternehmen angesichts ihrer wirtschaftlichen Lage Alarm geschlagen haben, sind vorbei. Eine aktuelle Konjunkturumfrage des ifo Instituts zeigt: Die Unternehmen sind im Zustand der Agonie. Die Bundesregierung hat die deutsche Wirtschaft im Stich gelassen.

Eine Konjunkturumfrage des ifo Instituts wirft ein Schlaglicht auf die Stimmungslage in der deutschen Industrie. Die lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen: Die deutsche Industrie hat den Glauben an die Zukunft, an sich selbst und an Deutschland verloren. Sowohl innerhalb der EU als auch gegenüber dem außereuropäischen Ausland bewerteten die Unternehmen der deutschen Industrie im Oktober ihre Wettbewerbsposition so schlecht wie noch niemals zuvor.  

Mehr als ein Drittel aller befragten Industrieunternehmen gaben an, ihre Wettbewerbsfähigkeit sei gegenüber der außereuropäischen Konkurrenz gesunken. Auch gegenüber den Industrieunternehmen in der EU nimmt die Wettbewerbsfähigkeit ab. 21,5 Prozent der befragten Unternehmen schätzten ihre Konkurrenzfähigkeit im Oktober geringer ein. Bei der letzten Umfrage im Juli waren es "nur" 12 Prozent. 

Besonders dramatisch ist die Situation in den energieintensiven Branchen. Jedes zweite Unternehmen in der chemischen Industrie beklagt die durch die Rahmenbedingungen schwindende Wettbewerbsfähigkeit. Rund 40 Prozent der Unternehmen des deutschen Maschinenbaus sehen ihre internationale Konkurrenzfähigkeit im Sinken.  

Die Gründe für das desaströse Umfrageergebnis sind wohlbekannt: hohe Energiepreise aufgrund der Russlandsanktionen, die US-Zollpolitik, der konfrontative Kurs gegenüber China. Die Bundesregierung hat darauf außer Floskeln aber keine Antworten, sondern hält an dem eingeschlagenen destruktiven Kurs fest. Mit Bürokratieabbau und verbesserten Abschreibemöglichkeiten lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie jedenfalls nicht wiederherstellen.

Dass die Bundesregierung zudem noch auf Maßnahmen setzt, die zusätzlich den Binnenkonsum abwürgen, lässt am wirtschaftspolitischen Verstand der Regierungsparteien ganz grundsätzlich zweifeln. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche jedenfalls stimmte die Deutschen am Montag in einer Grundsatzrede auf Einschnitte ein. Die Verzweiflung in der deutschen Industrie ist also vollkommen berechtigt. 

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