Bayern: Fehlende Koordinierung – Polizist schießt Bundeswehrsoldaten bei Übung an

Bei einer Bundeswehrübung in der Kreisstadt Erding wurde ein Soldat von einem Polizisten angeschossen. Besorgte Bürger alarmierten aufgrund gesichteter "bewaffneter Personen" die Polizei. Die rückte an und schoss scharf.

Bei einer Großübung der Bundeswehr im oberbayerischen Erding hat die örtliche Polizei einen Soldaten angeschossen. Laut Auskunft eines Sprechers des Operativen Führungskommandos war die unglückliche, dabei für den Soldaten lebensbedrohliche Situation mangelnder Absprache geschuldet. Zuvor war seitens der Polizei von einer "Fehlinterpretation" gesprochen worden. So sei die zuständige Wache von Bürgern wegen "eines Mannes mit einer Waffe" alarmiert worden. Mehrere Einsatzkräfte seien dann angerückt, was die Situation am Einsatzort eskalieren ließ. Der Soldat konnte nach einer kurzen Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen.

Zu den Hintergründen der frühabendlichen Anwesenheit einer Bundeswehreinheit in der Kreisstadt Erding informiert das RND:

"Eigentliches Ziel der Großübung 'Marshal Power': Mit mehreren Hundert Beteiligten soll der Kampf im 'rückwärtigen Raum' hinter einer fiktiven Frontlinie im Verteidigungsfall geübt werden ‒ zusammen mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften [...] Das Besondere: Die etwa 500 Soldaten der Feldjäger und die rund 300 zivilen Einsatzkräfte üben nicht auf abgezäunten Truppenübungsplätzen, sondern in der Öffentlichkeit." 

Die Übung war nach Angaben der Bundeswehr mit den Kommunen und Behörden abgestimmt, jedoch anscheinend nicht bis zu der betroffenen Polizeiinspektion Erding vorgedrungen. Dazu berichtet der Sender BR24:

"Am Mittwoch gegen 17 Uhr wurde die Polizei darüber informiert, dass im Südosten von Erding eine verdächtige Person unterwegs ist ‒ in Tarnkleidung und mit einem Gewehr bewaffnet. Daraufhin schickte die Einsatzzentrale ein Großaufgebot an Einsatzkräften in den Stadtteil Altenerding, auch ein Hubschrauber war im Einsatz."

Im Anschluss ergab sich dann die berüchtigte Situation der Verkettung unglücklicher Umstände. So hätten die Soldaten das Anrücken der Polizeikräfte "für einen Teil des Trainings-Szenarios" gehalten und demnach unmittelbar mit Übungsmunition das Feuer auf die Beamten eröffnet. Weiter heißt es im BR24-Artikel:

"Die Polizei, die einen echten Angriff vermutete, erwiderte mit scharfen Waffen. Dabei erlitt ein Soldat einen Streifschuss und wird leicht verletzt."

Laut Information der Bundeswehr gegenüber Medien sei der betroffene Soldat nur leicht verletzt, im Krankenhaus behandelt und bereits wieder entlassen worden. Die Polizei informierte, dass für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden habe.

Die Kriminalpolizei Erding und das bayerische Landeskriminalamt haben zudem mit den Ermittlungen zum Zwischenfall begonnen. Laut einem Polizeisprecher finden derzeit "noch Spurensicherungsmaßnahmen statt, um den ganzen Sachverhalt aufklären und danach möglichst transparent aufarbeiten zu können", so BR24.

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