Brandenburg-Kommunalwahlen: In Potsdam enden 35 Jahre SPD-Vorherrschaft – kein AfD-Kandidat siegte

Ausgehend angekündigter Brandmauer-Absprachen hatten AfD-Bürgermeisterkandidaten am Sonntag keine Chance auf den Einzug ins Rathaus. Große Gewinner waren demgegenüber mehrere parteilose Kandidaten. So beendete in Potsdam die unbekannte Noosha Aubel das Kapitel der seit 1990 von SPD-Oberbürgermeistern regierten Landeshauptstadt.

In mehreren Brandenburger Städten konnten Wahlinteressierte am Wochenende die kommende Besetzung der jeweiligen Rathäuser bestimmen. Am Sonntag wurden in sieben Städten per notwendiger Stichwahl die neuen Stadtoberhäupter gewählt. Die AfD trat dabei in drei Städten an, um am Ende ohne eine erste Oberbürgermeisterstelle leer auszugehen. In der Landeshauptstadt Potsdam schaffte die parteilose Kandidatin die Überraschung, die 35-jährige SPD-Vorherrschaft im Bürgermeisteramt zu beenden.

Gleich sieben Oberbürgermeister- bzw. Bürgermeister-Stichwahlen entschieden in Potsdam, Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt, Hennigsdorf, Velten, Glienicke (Nordbahn) und Wriezen über die Zukunft der Städte für eine Amtszeit von acht Jahren. Die Wahlbeteiligung lag zwischen 40,9 Prozent (Velten) und 51,9 Prozent (Wriezen).

Der parteilose Kandidat Axel Strasser gewann dabei die Stichwahl für das Oberbürgermeisteramt von Frankfurt (Oder). Mit 69,8 Prozent der Stimmen erfolgte ein eindeutiger Sieg gegen den AfD-Kandidaten Wilko Möller, der am Ende auf 30,2 Prozent kam. Die mittlerweile verinnerlichte Brandmauer-Strategie der politischen Konkurrenz, entsprechende Wahlaufrufe- und Appelle an die Unterstützer, sorgten auch in Eisenhüttenstadt für die Niederlage des AfD-Kandidaten Maik Diepold, der auf 43 Prozent kam. Gewinner und damit neuer Bürgermeister an der deutsch-polnischen Grenze ist der von der SPD nominierte Marko Henkel (parteilos) mit 57 Prozent der Stimmen.

In Wriezen unterlag dann auch der dritte AfD-Kandidat gegen den alten und damit neuen Amtsinhaber Karsten Ilm von der CDU. Das Endergebnis fiel dabei mit 71,4 Prozent gegenüber 28,6 Prozent für Thomas Knels (AfD) mehr als eindeutig aus. Für große Medienaufmerksamkeit sorgte der Sieg von Noosha Aubel, der parteilosen Kandidatin in der Landeshauptstadt Potsdam. Sie gewann mit 72,9 Prozent Zuspruch gegenüber 27,1 Prozent für den SPD-Bewerber Severin Fischer.

Die gebürtige Hannoveranerin Aubel, zuletzt "Bildungsdezernentin in Flensburg", wurde dabei von den Grünen, der Volt-Partei, der linken Wählergruppe Die Andere und dem örtlichen BSW-Ableger BfW, der Satirepartei Die Partei und der Tierschutzpartei breit unterstützt. Die Wahlbeteiligung lag hier lediglich bei 42,5 Prozent. Der Berliner Tagesspiegel kommentiert zu dem Erfolg:

"Seit 1990 wurde die Landeshauptstadt durchgängig von SPD-Oberbürgermeistern regiert. Zudem ist die 49-Jährige die erste Frau an der Rathausspitze seit der Wende sowie das erste Stadtoberhaupt mit Migrationshintergrund."

Glienicke/Nordbahn wird zukünftig von der CDU regiert. In Hennigsdorf siegte der SPD-Kandidat und in Velten eine "Einzelbewerberin gegen den Kandidaten der Bürgergemeinschaft Pro Velten".

Mehr zum Thema  Potsdam: Der "isolierte" russische Botschafter steht wieder im Zentrum