Bei der Messerattacke auf die designierte SPD-Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer, handelt es sich offenbar um eine Tat mit familiärem Hintergrund. Wie die Polizei am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mitteilte, hat Stalzer in der inzwischen erfolgten Vernehmung ihre 17 Jahre alte Adoptivtochter als Täterin benannt.
Der Messerangriff habe sich im Keller des Wohnhauses der Familie ereignet, Spuren außerhalb des Hauses habe es nicht gegeben. Stalzer habe sich verletzt aus dem Keller ins Erdgeschoss geschleppt, wo sie von den Einsatzkräften später in einem Sessel liegend und bewusstlos aufgefunden wurde.
Die Angaben des 15 Jahre alten Adoptivsohns von Stalzer, wonach mehrere Angreifer von außen in das Haus eingedrungen sein sollen, waren offenbar frei erfunden, um die Schwester zu schützen. Die Berichterstattung unmittelbar nach der Tat stützte sich auf diese Angaben. Die Siebzehnjährige war es aber auch, die den Rettungsdienst anrief und im Notruf von einem Raubüberfall sprach.
Laut Oberstaatsanwalt Bernd Halldorn, der die Ermittlungen leitet und ebenfalls an der Pressekonferenz am Mittwoch teilnahm, gehen die Ermittler nach den Spuren am Tatort davon aus, dass die Tochter für die Verletzungen verantwortlich ist. Rechtlich gehe er mittlerweile von einer "gefährlichen Körperverletzung" aus, nicht mehr von versuchtem Mord. Untersuchungshaft gegen die nunmehr tatverdächtige Jugendliche werde es nicht geben. Beide Adoptivkinder werden dem Jugendamt übergeben, das entscheidet, wie es weitergeht.
Beide Adoptivkinder sollen vor der Tat polizeibekannt gewesen sein. Einzelheiten dazu wurden nicht mitgeteilt.
Stalzer selbst ist inzwischen wieder bei Bewusstsein und konnte Angaben zum Tathergang machen. Laut der Polizei ist sie nicht mehr in Lebensgefahr. Die 57-jährige Kommunalpolitikerin war am Dienstag in ihrem Haus mit mehreren Messerstichen niedergestochen worden.
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