Katastrophen-App: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder

Da gibt es endlich eine App für Katastrophenwarnungen, und schon meldet sie etwas ganz anderes. Der Fehler in Bad Dürkheim könnte aber auch Ausgangspunkt einer friedlichen Fantasie sein. Jetzt war es ein unfreiwilliger Flashmob.

Nachdem Deutschland mit Katastrophenwarnungen um Jahre hinterherhinkte, was unter anderem bei der Ahrtalflut schlimme Folgen hatte, sind inzwischen Katastrophenwarnungen per Handy auch hier etabliert, unter anderem über die App Katwarn.

Aber manchmal ist das Ergebnis überraschend. In Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz erhielten 7.000 Bürger per Handy eine Aufforderung, das Pfalzlied zu singen. Woraufhin sich einige davon bei der Verwaltung des Landkreises Bad Dürkheim darüber beschwerten. Die Aufforderung zum Gesang war allerdings nur ein Versehen: Sie hätte nur an die Besucher des örtlichen Volksfestes verschickt werden sollen.

Sie wurde nicht nur an jene Handys versandt, deren Besitzer sich auf dem "Wurstmarkt" aufhalten, eben dem örtlichen Volksfest, sondern an alle Nutzer im Landkreis. Die Besucher des Volksfests sollten mit dieser Meldung zum Singen gebracht werden, damit ein Kamerateam diese Szene filmen kann. Leider wird nicht berichtet, wie viele Empfänger der Mitteilung sich tatsächlich zum Singen animieren ließen.

Das Fraunhofer-Institut, das die App betreibt, sprach gleich von einer widerrechtlichen Nutzung. Der Landrat leistete auch Abbitte, dass die Nachricht ein Fehler gewesen sei, der sich nicht wiederholen dürfe. "Allen Nutzern muss jederzeit klar sein, dass Katwarn-Meldungen Ernstfälle sind."

Allerdings: Diese widerrechtliche Nutzung könnte auch völlig neue Optionen eröffnen und pazifizierende Wirkungen entfalten. Denn wie sagt das Sprichwort? "Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder".

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