Geduld am Ende: Laut Studie verlieren Deutsche Toleranz gegenüber Migranten

In Deutschland sinkt die Toleranz gegenüber Migranten und religiöser Vielfalt deutlich. Laut "Vielfaltsbarometer 2025" der Robert-Bosch-Stiftung lehnen immer mehr Bürger ethnische und religiöse Unterschiede ab – ein klares Signal wachsender Spannungen.

Die Toleranz in Deutschland ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesunken. Das geht aus dem neuen "Vielfaltsbarometer 2025" der Robert-Bosch-Stiftung hervor. Demnach stehen immer mehr Bürger ethnischer und religiöser Vielfalt ablehnend gegenüber. Im Bericht schreibt die Stiftung:

"Die Akzeptanz von Vielfalt in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Besonders stark schwindet die Akzeptanz in Bezug auf ethnische Herkunft und Religion." 

Nur noch 34 Prozent der Befragten sehen religiöse Vielfalt als Bereicherung für die Gesellschaft – 2019 waren es noch 44 Prozent. Auch beim Thema ethnische Herkunft ist die Zustimmung stark zurückgegangen: von 73 Prozent im Jahr 2019 auf nun 56 Prozent. Besonders betroffen sind laut der Stiftung Muslime.

Die Entwicklung betrifft nahezu alle Bundesländer. Besonders im Westen zeigt sich ein starker Rückgang: Dort nähern sich die Werte den traditionell niedrigeren Ergebnissen im Osten an. Auffällig ist der Einbruch in Hamburg, Berlin und Bremen, einst Hochburgen der Akzeptanz.

Gleichzeitig gibt es deutliche regionale Unterschiede. Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, beides Länder mit einem besonders hohen Migrantenanteil, verzeichnen den höchsten Grad an Toleranz. Am wenigsten tolerant sind laut Umfrage die Menschen in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Das "Vielfaltsbarometer" misst Einstellungen gegenüber sieben Dimensionen gesellschaftlicher Vielfalt: Alter, Behinderung, Geschlecht, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft, ethnische Zugehörigkeit und Religion. Der Gesamtindex sank seit 2019 von 68 auf 63 Punkte (auf einer Skala von 0 bis 100). Besonders deutlich ist der Rückgang bei der Akzeptanz ethnischer Vielfalt, die um 16 Punkte einbrach. In der Studie heißt es:

"Betrachtet man einzelne Dimensionen von Vielfalt, so hat – im Einklang mit den dominierenden öffentlichen Debatten – die Akzeptanz verschiedener sexueller Orientierungen sowie insbesondere verschiedener ethnischer Herkünfte und von Religion deutlich abgenommen. Bei diesen Themen zeigt sich auch ein besonders hohes Potenzial für die Polarisierung verschiedener Gruppen in der Bevölkerung und für eine gesellschaftliche Spaltung." 

Für die im Mai durchgeführte Erhebung wurden 4.761 Menschen befragt, darunter 1.074 mit Migrationshintergrund.

Berlin verhandelt mit Taliban über Abschiebungen von Afghanen

Parallel dazu berichtet die Bild über Gespräche der Bundesregierung mit den Taliban. Ziel ist eine deutlich einfachere, regelmäßigere und umfangreichere Rückführung afghanischer Staatsbürger aus Deutschland. Das Blatt schreibt:

"Das Bundesinnenministerium von Alexander Dobrindt bereitet neue Abschiebungen nach Afghanistan vor. Diese sollen deutlich leichter, regelmäßiger und in größerem Maßstab vonstattengehen als bislang. Deutsche Regierungsvertreter führen inzwischen Gespräche mit den Taliban-Machthabern."

Nach Bild-Informationen trafen sich deutsche und afghanische Delegationen Anfang September in Katar, um einen "Abschiebemechanismus" zu vereinbaren. Weitere Gespräche sollen in Kabul stattfinden – unter Vermittlung Katars. Geplant ist, Rückführungen künftig nicht nur per Charter-, sondern auch mit regulären Linienflügen durchzuführen.

Seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 hat Deutschland lediglich zwei Abschiebeflüge organisiert: Im Herbst 2024 wurden 28 und im Juli 2025 81 afghanische Schwerstkriminelle ausgeflogen. Gleichzeitig registrierte die Polizei 108.409 schwere Straftaten, bei denen Afghanen als Tatverdächtige geführt wurden. Ende 2024 lebten rund 461.000 Afghanen in Deutschland, davon hatten fast 350.000 Asyl beantragt.

Außenminister Johann Wadephul betonte, Deutschland unterhalte lediglich "technische Kontakte" zu den Taliban, erkenne deren Herrschaft jedoch nicht an. Innenminister Dobrindt erklärte am 3. Juli, dass direkte Gespräche mit den Taliban möglich seien, um Straftäter mit afghanischer Staatsbürgerschaft abzuschieben. Regierungssprecher Stefan Kornelius stellte klar, dass Berlin derzeit nicht plane, die Taliban-Regierung offiziell anzuerkennen.

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