Der AfD-Landesverband Thüringen meldete auf seinen Konten in den sozialen Medien, dass sich die örtliche Presse geweigert habe, eine Todesanzeige für ein jüngst verstorbenes Mitglied zu drucken.
Hartmut Lucas, Jahrgang 1953, war der Meldung zufolge von Anfang an Mitglied der AfD und als Kommunalpolitiker aktiv.
"Gerne hätten wir auch eine Todesanzeige in der lokalen Presse veröffentlicht, aber die Funke-Medien-Gruppe weigerte sich leider, diese zu drucken. Es ist bedauerlich, wenn Ideologie über Menschlichkeit steht."
So lautet die Mitteilung der AfD Thüringen, die bereits am Mittwoch geschrieben, aber erst jetzt breiter bekannt wurde. Die Zeitung, die den Abdruck abgelehnt hatte, war die Thüringer Allgemeine.
Die Funke-Mediengruppe ist ein Medienkonzern, der rund um die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) entstand, die schon vor Jahrzehnten das Ruhrgebiet dominierte und deren Mitbegründer Jakob Funke war, dessen Erben nach dem Ausstieg der Familie seines sozialdemokratischen Kompagnons Erich Brost den Konzern 2013 nach ihm benannten. Heute wirbt die Funke-Mediengruppe mit Parolen wie "Journalismus aus Leidenschaft" und Vielfalt sei "nicht nur ein Schlagwort für uns, sondern der Kern unserer Unternehmenskultur".
Während Erich Brost bis 1939 in Danzig, danach im britischen Exil lebte und beim deutschen Dienst der BBC arbeitete, war Jakob Funke vor 1945 Mitarbeiter bei Zeitungen des Reismann-Grone-Verlags, dessen Besitzer ein früher Förderer der Nazis war und dessen Hauptmedium, die Rheinisch-Westfälische Zeitung, in einer Geschichte des Verlags als "extrem nationale rassistisch-antisemitische Tageszeitung" bezeichnet wird. Funke war bis 1941, als das Blatt eingestellt wurde, Chefredakteur des kleineren Essener Anzeigers. Danach arbeitete er als NSDAP-Mitglied als Büroleiter im Deutschen Nachrichtenbüro, das dem Propagandaminister Goebbels direkt unterstellt war. Dass Brost von der britischen Besatzungsmacht die Lizenz erhielt, eine Zeitung zu betreiben, erstaunt wenig; dass Funke Mitgründer der WAZ werden konnte, ist weit erstaunlicher.
Die Kommentare unter den Meldungen der AfD in den sozialen Medien drücken überwiegend Empörung über dieses Verhalten aus; eine Todesanzeige zu verweigern, wird auch von vielen, die erklären, nicht mit der AfD zu sympathisieren, als unmenschlich und respektlos angesehen. Laut Medienberichten hat sich die Funke-Mediengruppe zu dem Vorfall bisher nicht geäußert.
Die Funke-Mediengruppe hatte in Thüringen bereits 1990 wesentliche Zeitungen aufgekauft und in der Zeitungsgruppe Thüringen zusammengefasst: die Thüringer Allgemeine, die Ostthüringer Zeitung und die Thüringische Landeszeitung. Übrig bleiben nur der lokale Ableger der Bild und das Wochenblatt Allgemeiner Anzeiger.
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