Die Polizei sprach von 12.000, die Veranstalter zählten 20.000 Teilnehmer bei der Kundgebung "Stoppt den Völkermord in Gaza", die am Samstag in Berlin stattfand. Zuvor hatte es noch Probleme mit dem Veranstaltungsplatz gegeben – ein eine Woche später stattfindender Marathon benötige den Platz für seine Aufbauten, hieß es seitens des Ordnungsamtes. Die Veranstalter der Kundgebung klagten, einigten sich aber zuletzt außergerichtlich mit jenen des Marathons. Es kursierten Vermutungen, in Wirklichkeit sei es bei der Verlagerung darum gegangen, Bilder einer propalästinensischen Demonstration vor dem Brandenburger Tor zu verhindern.
Auf der Kundgebung war dann nicht nur Gaza Thema, sondern immer wieder auch die Ukraine – nicht nur bei der langjährigen Russland-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz, die die Reaktion Deutschlands und der EU auf die Annäherung zwischen den USA und Russland verurteilte. Sogar die Hauptattraktion der Rednerliste, der über Video hinzugeschaltete Roger Waters, äußerte sich dazu: Der Krieg müsse enden, und die Menschen dort sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie Teil der Russischen Föderation sein wollten oder nicht.
Waters, der wegen seiner Haltung zu Palästina auch mit seiner (zu Bertelsmann gehörenden) Plattenfirma in Konflikt geraten war, sagte dann mit Blick auf Gaza: "Das grundlegende Ziel des Kolonialismus ist es, Land zu stehlen – im Namen Gottes." Er schloss seinen Beitrag mit Gesang und der Parole "From the River to the sea". In diesem Moment war es vermutlich gut, dass er nur per Video anwesend war – die Berliner Polizei ist bekannt dafür, auf diese Parole, auf die sich alle palästinensischen Organisationen bereits in den 1970ern einigten, mit Festnahmen zu reagieren.
Dieter Hallervorden reagierte in seiner Rede auf die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland. "Kriegstüchtig – das ist für mich das Unwort des Jahrzehnts", meinte er, und forderte die Jungen zu friedlichem Ungehorsam auf, "wenn sie einen Wehrdienstbrief erhalten". Auch er beendete seinen Beitrag mit einem Lied.
Sahra Wagenknecht beklagte in ihrer Rede die "Sinnentleerung des Begriffs Antisemitismus". Man dürfe aus der deutschen Geschichte nicht ableiten, "einer rechtsextremen Regierung, die einen Völkermord begeht, bedingungslos zur Seite" zu stehen. Deutschland sei durch die Waffenlieferungen Mittäter. Die in Deutschland ermordeten Juden würden sich "im Grabe umdrehen", wenn sie sähen, wozu der Begriff heute diene, und es gebe keinen Grund, die Angriffe in Gaza hinzunehmen, "nur weil es sich bei den Tätern um Juden handelt". Als sie "Nie wieder Krieg" sagte, wurde diese Losung von den Kundgebungsteilnehmern aufgegriffen.
Auf der anderen Seite des Brandenburger Tors fand nach Presseberichten gleichzeitig eine proisraelische Gegenkundgebung mit 20 bis 30 Teilnehmern statt.
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