Jonas Oehman, Chef der litauischen NGO "Blue/Yellow", die Hilfsgüter und Drohnen in die Ukraine liefert, ist derzeit ein beliebter Interview-Partner in deutschen Medien und Institutionen. Bei der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ist er geradezu Stammgast, sei es in Vilnius oder in Berlin.
Eine neue Stufe des medialen Wohlwollens hat Russenhasser Oehman nun mit einem Interview mit dem deutschen öffentlich-rechtlichen Sender ZDF erklommen. Man könnte gewissermaßen von einem Ritterschlag sprechen, denn das Interview mit dem ZDF verleiht Oehman und "Blue/Yellow" eine bisher unerreichte Bekanntheit in der deutschen Öffentlichkeit. Drohnenlieferanten in die Ukraine werden sichtlich populär, wie man an der ZDF-Überschrift "Wie eine NGO Tausende Drohnen für Kiew besorgt" erkennen kann. Dafür lohnt es sich schon mal, seine Wortwahl zu mäßigen.
Im ZDF-Interview gibt sich Oehman – ganz gegen seine Gewohnheit – erstaunlich moderat, was beweist, dass er – je nach Publikum – die Klaviatur der Russophobie unterschiedlich bedienen kann. Er betont, dass es sich bei „Blue/Yellow“ um eine zivile Organisation handele, die keine Waffen oder Munition in die Ukraine liefere. 70 Prozent der Spenden würden sich um Drohnen liefern.
Das klang im Juni im Interview bei IPPEN.Media noch ganz anders. Dort prahlte Oehman mit einer zwischenzeitlich erreichten Effizienz beim Russen-Töten: „An einem Punkt waren wir bei 240 Dollar pro getötetem Russen angelangt – das ist günstig.“ Und in Vilnius hieß es von ihm: „Was auch immer ich tun kann, um die Fähigkeit der Ukraine zu stärken, sich zu verteidigen und Russen zu töten, ich werde es tun.“ Auch auf die zynische Selbstbeschreibung als Vampirjäger Abraham Van Helsing (die Russen als Vampire!) verzichtete der schwedische Filmemacher diesmal.
ZDF-Redakteurin Julia Klaus unterließ es selbstverständlich nachzuhaken, wie diese Drohnen dann in der Ukraine eingesetzt werden. Sonst hätte sie erfahren, dass diese Gerätschaften von den ukrainischen Soldaten mit Sprengstoff versehen und damit zur Waffe umgerüstet werden. Folglich entfiel auch die Frage, wie Oehman sicherstellen könne, dass mit Hilfe seiner umgerüsteten Drohnen keine Zivilisten getötet werden. Das könnte ja den bisher so schön eingelullten ZDF-Rezipienten verstören. Stattdessen erkundigte sie sich nach etwaigen Korruptionserfahrungen Oehmans in der Ukraine.
Immerhin, einen informativen Mehrwert hat das Interview: Der Leser erfährt, dass „Blue/Yellow“ in der Vergangenheit Drohnen von einem deutschen Hersteller in die Ukraine geliefert habe: Stückpreis 200.000 Euro. Jetzt kaufe man vergleichbare Drohnen von einem ukrainischen Hersteller. Der Stückpreis habe sich um eine Null verringert, allerdings fehle auch die deutsche Qualität. Ein Hinweis auf die von Verteidigungsminister Pistorius angekündigten deutsch-ukrainischen Joint-Ventures im Rüstungsbereich? Medienberichten zufolge haben sich die deutschen Drohnenfirmen Helsing (Oehmans Arbeitgeber) und Quantum Systems bereits mit ukrainischen Partnern zusammengeschlossen.
Ansonsten bekommt der frühere Mitarbeiter im Nachrichtenwesen des schwedischen Militärs Raum geboten, die Deutschen vor der angeblich drohenden russischen Gefahr zu warnen: „Wir müssen uns wehren, denn Putins Hunger ist groß.“ Die Litauer hätten aufgrund ihrer Erfahrungen in der Sowjetunion bereits viel früher und eindrücklicher verstanden, was auf dem Spiel stehe. Deutschland solle bei der Aufrüstung lernen, nicht immer auf Perfektion zu setzen, denn im Krieg spiele Zeit eine wichtige Rolle.
Dass Oehman und seine Mitstreiter auf kein unlauteres Mittel verzichten, wenn es darum geht, die Deutschen gegen Russland aufzuhetzen, zeigt seine Mitarbeit bei der Affäre um das FNF-Poster mit der gefälschten russischen Aufschrift „Auf nach Berlin!“ (RT DE berichtete). Für diesen Zweck ist er offensichtlich sogar bereit, beim ZDF-Interview ausnahmsweise darauf zu verzichten, dem verbalen Russenhass freien Lauf zu lassen.
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