Der bereits mehrfach verschobene Start der Rakete "Spectrum" des bayrischen Start-ups Isar Aerospace dauerte nur kurz.
Die Rakete startete in Norwegen.
Seit vergangenem Montag wurde auf eine Startmöglichkeit gewartet; zuletzt wurde er am Samstag wegen schlechten Wetters abgesagt. Der heutige Start fand um 12.30 Uhr statt; erwartet wurde nur ein Flug von 30 Sekunden, die Erwartung, mit dieser Rakete tatsächlich den Orbit zu erreichen, bestand nie. Auch die – weitaus größere - Ariane von Airbus, die 62 Meter lang ist und eine Nutzlast von 21,6 Tonnen tragen kann und seit Jahren genutzt wird, hatte zu Beginn eine Reihe von Fehlstarts zu verbuchen.
Die "Spectrum" ist 28 Meter lang und kann eine Nutzlast von einer Tonne tragen. Der Start in Norwegen war der erste Start einer kommerziellen Rakete, die von europäischem Boden erfolgt; die "Ariane" startet von Kourou in Französisch-Guayana. Das Ziel eines Starts von Norwegen ist eine Polar-Umlaufbahn für künftige Satelliten; die polare Position ist auch insbesondere im Zusammenhang mit den nördlichen Schifffahrtsrouten wichtig, deren Bedeutung in den kommenden Jahren zunehmen dürfte.
Isar Aerospace, ein Start-up, in das unter anderem der VW-Hauptaktionär Porsche SE investiert hat, ist eines von drei deutschen Start-ups in dieser Branche. Die Wirtschaftswoche sieht auch politische Motive für diese Entwicklung:
"Experten sehen dafür dringenderen Bedarf denn je. Raketenstarts, Satellitenkommunikation, Aufklärung aus dem All: In sicherheitspolitisch kritischen Bereichen verließ sich Europa lange Zeit stark auf die USA."
Die Ursprünge der "Ariane"-Raketen sind sehr ähnlich; sie gingen auf eine französische Initiative zurück. Das erste Modell, die Ariane 1, lag mit einer Nutzlast von 1,7 Tonnen weit näher an der "Spectrum" als am heutigen Modell Ariane 6. Der erste erfolgreiche Start erfolgte am Weihnachtstag 1979; die Anfänge reichten aber bis in die 1960er-Jahre zurück.
Im Gegensatz zur weitgehend mit staatlicher Förderung entwickelten "Ariane" ist "Spectrum" das erste rein kommerzielle europäische Raketenprojekt. Sieben Jahre dauerte die Entwicklung vor dem Start; das Ziel sind künftig 40 Raketenstarts jährlich.
Fehlstarts sind dabei von vorneherein mit einkalkuliert. Bei der Entwicklung der Raketen von Elon Musks SpaceX hat es sich erwiesen, dass es kostengünstiger ist, mögliche Fehler auf diese Weise zu entdecken, als die Raketen vor dem ersten Test so lange wie möglich zu entwickeln. Diesem Konzept folgt auch Isar Aerospace. Die nächste "Spectrum" soll nach Firmenangaben schon bereitstehen und nach Auswertung der Daten des ersten Flugs gestartet werden; das könne Wochen, aber auch Monate dauern.
Obwohl es sich bei Isar Aerospace um ein kommerzielles Unternehmen handelt, wirklich zivil ist es dennoch nicht – beteiligt an der Firma ist nach Presseangaben auch der NATO-Investmentfonds.
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