Todesfahrt in Magdeburg: Zahl der Terroropfer steigt auf fünf, über 200 Verletzte

Drei weitere Menschen sind nach dem Anschlag in Magdeburg ihren Verletzungen erlegen, zahlreiche weitere bangen noch. Die Zahl der Verletzten liegt nach neuesten Informationen bei über 200. Die Ermittler inspizieren mehrere Räumlichkeiten in Bernburg.

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg spricht die Polizei jetzt von fünf Toten und 41 Schwerstverletzten. Nach Bild-Informationen sollen zudem 86 Personen mit schweren Verletzungen in Krankenhäusern behandelt werden. 78 Menschen wurden bei dem Anschlag leicht verletzt.

Nach Medienberichten aus Magdeburg soll der Täter eine Lücke zwischen Betonpollern genutzt haben, um mit dem Fahrzeug auf den Weihnachtsmarkt zu gelangen. Diese befindet sich an der Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Breiter Weg. Der Großteil des Geländes ist dort mit Pollern abgesperrt. Nur im Bereich einer Fußgängerampel war die Einfahrt möglich.

Der Fahrer wurde festgenommen. Es soll sich um den etwa 50 Jahre alten Taleb Al Abdulmohsen aus Saudi-Arabien handeln, der als Arzt praktiziert und seit 2006 in Deutschland gelebt hat. Mehrere Medien berichten, der Mann sei ein radikaler Islamgegner und Sympathisant der AfD. Über sein Motiv ist noch nichts bekannt. 

Nach Informationen von Welt aus Sicherheitskreisen soll der mutmaßliche Täter als Arzt im Maßregelvollzug in Bernburg gearbeitet haben. Der Maßregelvollzug Bernburg ist eine Einrichtung des Landes Sachsen-Anhalt zur Besserung und Sicherung von suchtkranken Straftätern. Nach Bild-Informationen aus Polizeikreisen ist nun auch bekannt, dass Al Abdulmohsen unter Drogen gestanden haben soll. Ein erster Drogenwischtest ("Drugwipe") fiel positiv aus.

Das Innenministerium in Sachsen-Anhalt ordnete Trauerbeflaggung bis einschließlich Montag an. Ministerpräsident Haseloff sprach von einem "menschenverachtenden Anschlag" und einer "furchtbaren Tragödie". Er kündigte eine umfassende Aufklärung an.

Der Weihnachtsmarkt am Alten Markt in Magdeburg wird dieses Jahr nicht mehr geöffnet. "Hier sind Menschen gestorben. Wenn man einen Markt eröffnet, bedeutet das, dass Menschen dort Glühwein trinken und essen, wo Menschen gestorben sind. Das kann ich nicht gutheißen, und das wird es nicht geben, solange ich hier was zu sagen habe", sagte der Stadtrat Ronni Krug (CDU). Auch die Magdeburger Lichterwelt, die Weihnachts- und Winterbeleuchtung mit über einer Million Lichter, sei für dieses Jahr beendet.

Am Abend findet ein Gedenkgottesdienst im Dom statt. Bundeskanzler Scholz und Innenministerin Faeser werden in Magdeburg erwartet. Dabei dürfte es auch um Konsequenzen aus der Tat gehen. Der Grünen-Politiker von Notz warnte im Deutschlandfunk vor voreiligen Schlussfolgerungen. Er betonte, wichtig sei jetzt, dass die Sicherheitskonzepte überprüft würden.

Die AfD-Landtagsfraktion forderte eine Sondersitzung des Innenausschusses – auch zur Aufklärung möglicher Verfehlungen oder Versäumnisse. Es müsse deutlich werden, was man wisse, wer gehandelt habe und wer nicht, sagte der innenpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Matthias Büttner. Auch sei zu hinterfragen, ob das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts so aufgestellt worden sei, dass man die Tat hätte verhindern können, so Büttner.

In Magdeburg versammeln sich immer mehr Menschen in der Nähe des Alten Marktes, wie ein Reporter von t-online berichtet. "Manche wirken aufgebracht, reden sich im Gespräch mit anderen Schaulustigen regelrecht in Rage." Die Versammelten warten offenbar auf Bundeskanzler Olaf Scholz. "Der kann gleich wieder nach Hause gehen", war von einigen zu hören. Andere machen Merkel oder die "Altparteien" verantwortlich. Die Polizei habe derweil auch einige Medienvertreter "vertrieben". Anwohner würden teils durch das abgesperrte Areal gelassen.

Die Polizei erhöht ihre Präsenz auf den Berliner Weihnachtsmärkten. Das teilte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) mit. Polizei und Feuerwehr hätten den Magdeburger Kollegen zudem umgehend ihre Unterstützung angeboten.

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