Wirtschaftsinstitut: 2025 bringt viele Entlassungen

Nirgends ist eine Besserung der wirtschaftlichen Lage in Sicht, und die Erwartungen für das kommende Jahr sind düster. Die Konjunkturumfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft lässt erwarten, dass sich das künftig noch deutlicher in Arbeitsplatzverlusten niederschlägt.

Zweimal im Jahr veröffentlicht das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) seine Konjunkturumfrage; jetzt erschien die Umfrage für den Herbst 2024. Um die Auswirkungen der US-Wahlen auf die Erwartungen mit erfassen zu können, wurde die Umfrage bei 2.051 Unternehmen, die seit 2002 kontinuierlich stattfindet, etwas später durchgeführt. Befragt wurden Betriebe aus den Bereichen Industrie, Baugewerbe und Dienstleistung (allerdings ohne Banken und Versicherungen und den öffentlichen Sektor).

"Im Vergleich mit den vorhergehenden Befragungen ist die Differenz zwischen Optimismus und Pessimismus weiter ins Negative angestiegen und sie war nur während der globalen Finanzmarktkrise von 2008/2009 größer als derzeit."

Kurz gefasst: Keine einzige der befragten Branchen blickt erwartungsvoll in die Zukunft. Diesmal überwiegt auch bei den Dienstleistern der Pessimismus. Dabei hatten sie bereits im Verlauf der letzten beiden Jahre die Rückgänge bei der Bauwirtschaft und in der Industrie noch ausgeglichen.

Die aktuelle Geschäftslage erhält ein Saldo von -33; das bedeutet, der Prozentanteil der Unternehmen, die die Lage als schlecht bewerten, liegt um 33 Prozent über dem Anteil jener, die sie als gut beurteilen. Letzteres tun insgesamt nur noch 16 Prozent. Im Frühjahr hatte der Saldo noch bei -18 gelegen. 49 Prozent, also fast die Hälfte der befragten Unternehmen, sagte, es gehe ihnen schlechter als vor einem Jahr.

Besonders betroffen sind die Industriebetriebe, bei denen der Saldo bei -41 Prozent liegt (57 Prozent schlechter, 27 Prozent gleich, 16 Prozent besser). Die Produzenten von Konsumgütern stechen hier noch positiv heraus, weil nur die Hälfte bescheinigt, ihre Lage sei schlechter als vor einem Jahr.

Die Bauwirtschaft hat mit -19 (35 schlechter, 49 gleich, 16 besser) einen etwas günstigeren Saldo als im Frühjahr (-22); dabei sollte man allerdings berücksichtigen, dass die Frage sich immer auf das Vorjahr bezieht, der Einbruch in der Bauwirtschaft aber bereits Ende 2022 begonnen hatte. Die Dienstleister lagen im Frühjahr noch mit -2 nahe am positiven Bereich, kommen jetzt aber nur noch auf einen Saldo von -25 (42 schlechter, 41 gleich, 17 besser). Hier ist die Lage beim Handel besonders trübe. Das passt zu den objektiven Daten, die belegen, dass sich die Lohnerhöhungen dieses Jahres nicht in höherem Konsum niederschlagen.

Allerdings wird für das kommende Jahr keine Besserung erwartet – weder in der Industrie (Saldo -19, 43 schlechter, 42 gleich, 19 besser) noch im Bau (-33; 48 schlechter, 37 gleich, 15 besser) und auch nicht mehr in den Dienstleistungen (-12, 34 schlechter, 44 gleich, 22 besser). Was in Bezug auf die Investitionsgüterindustrie eine Negativspirale in Gang setzt; denn da die Erwartungen im dritten Halbjahr in Folge deutlich negativ sind, wollen alle Branchen in Summe weniger investieren.

Für die Gesamtbevölkerung am wichtigsten sind jedoch die Aussagen, die die Beschäftigung betreffen – wollen die Unternehmen einstellen, oder verteilen sie Kündigungen? Hier ist, was angesichts der übrigen Daten nicht überrascht, bei den Industriebetrieben der Anteil jener, die im kommenden Jahr ihre Belegschaft verringern wollen, besonders hoch. Der Saldo liegt bei -30; noch 14 Prozent wollen 2025 neu einstellen, aber 44 Prozent wollen Stellen abbauen. Die Mehrzahl derjenigen, die im kommenden Jahr ihre Stelle verlieren, wird also keine neue finden.

In der Bauwirtschaft wirkt der Saldo etwas freundlicher, aber auch hier muss man berücksichtigen, dass in den letzten beiden Jahren bereits eine Menge Firmen insolvent gingen. Das IW begründet das so: "Die seit geraumer Zeit bestehenden Personalengpässe können diese im Vergleich zu den Produktionseinschränkungen stärkere Mitarbeiterbindung erklären." In Zahlen drückt sich das so aus: Der Saldo liegt bei -21; 13 Prozent der Betriebe gehen von einem Zuwachs aus, 34 Prozent von einem Rückgang, was bedeutet, 53 Prozent erwarten keine Veränderung. Aber selbst im Dienstleistungsbereich droht Ungemach. Hier liegt der Saldo bei -12; 23 Prozent planen mit zusätzlichen Mitarbeitern, 35 Prozent wollen Personal abbauen, 42 Prozent rechnen mit keiner Veränderung.

Beschäftigungszuwachs gab es, das führt die Studie nebenbei an, seit 2019 vor allem bei öffentlichen Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheit, während im selben Zeitraum die Zahl der Industriebeschäftigten von 7,8 Millionen um 350.000 sank. Es nützt aber dem Facharbeiter im Maschinenbau wenig, wenn Altenpfleger gesucht werden.

Wenn über alle Branchen hinweg 38 Prozent der Betriebe Stellen abbauen und nur 17 Prozent neue Beschäftigte einstellen wollen, dann wird das im nächsten Jahr auch die Lage bei den Dienstleistungen weiter verschlechtern. Allerdings dürften die Bereiche der öffentlichen Hand, die nicht abgefragt werden, nichts davon auffangen können – die Kassenlage ist miserabel, sodass auch hier eher mit einem Abbau zu rechnen ist. Dabei ist mit drei pessimistischen Halbjahren in Folge bereits jetzt zwar nicht die Tiefe, aber die Dauer des wirtschaftlichen Einbruchs durch die Finanzmarktkrise erreicht. Fiele die kommende Frühjahrsumfrage immer noch so düster aus, würde diese übertroffen.

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