Auch in Italien wird festgestellt, belegt durch einen Artikel der meistgelesenen und auflagenstärksten italienischen Zeitung, dass sich die deutsche Automobilindustrie in einer schweren Existenzkrise befindet. Seit Anfang des Jahres mussten nachweislich die Unternehmen Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz "ihre Gewinnprognosen für 2024 mehrfach nach unten korrigieren und verloren an der Börse zweistellige Milliardenbeträge" so die Corriere della Sera (CdS).
Der Artikel erklärt einleitend, dass das seit Jahrzehnten erfolgreiche Produktions- und Geschäftsmodell, "das den Erfolg der deutschen Giganten bestimmt hat", aktuell "auf der Kippe" stehen würde. Daraus resultierend würde aktuell "nicht mehr viel Zeit bleiben, ein neues, ebenso effektives Modell zu finden".
Das Zeit-Magazin titelte am 27. September:
"Der angeschlagene Autokonzern Volkswagen schraubt zum zweiten Mal binnen weniger Monate seine Prognose herunter. Das Unternehmen stimmte seine Anleger auf einen rückläufigen Absatz und eine geringere Rendite ein."
Der CdS-Artikel legt dar, dass die wichtige Branche vorerst noch mehr als 770.000 Menschen in Deutschland beschäftigt und "rund 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet". Der Absatz von in Deutschland hergestellten Autos und Fahrzeugteilen macht dabei mehr als 17 Prozent der deutschen internationalen Exporte aus, "wobei China das wichtigste Zielland" darstelle.
Der Wirtschaftszweig ruhe seit Jahrzehnten auf zwei elementar wichtigen Säulen, dieses "Geschäftsmodell" drohe nun jedoch zeitnah einzustürzen:
"Die erste: die Verfügbarkeit billiger Energie, die durch russische Gaslieferungen garantiert wird und die hohen Arbeitskosten ausgleicht. Die zweite: die Globalisierung, die es den deutschen Giganten ermöglichte, zwei Drittel der in Deutschland produzierten Autos zu exportieren und so die Schwäche des Inlandsmarktes auszugleichen."
Die seitens Brüssel eingeforderten und durch die deutsche Regierung umgesetzten russischen Gassanktionen, die darauf folgende Energiekrise, hätte laut der Corriere della Sera die Energiekosten in deutschen Fabriken in die Höhe getrieben "und ihre Produktion auf den internationalen Märkten weniger wettbewerbsfähig gemacht". Gleichzeitig mussten "die deutschen Giganten" erkennen, wie ihr wichtigster Absatzmarkt, China, ebenfalls schrumpfte, "das jahrelang den stagnierenden Absatz auf dem Alten Kontinent durch die Übernahme von Überkapazitäten in europäischen Fabriken kompensiert hatte".
Die deutsche Automobilindustrie hätte vorab dieser Dynamik zu spät die E-Technologie für sich als Absatzmarkt der Zukunft erkannt und damit "den Innovationszug verpasst". China dominiere daher inzwischen die Lieferkette für Batterien, "die deutschen Hersteller hatten große Schwierigkeiten, eine Software zu entwickeln, die mit der Konkurrenz mithalten" konnte.
Gegenüber der Streichung der "E-Auto-Förderung" für interessierte Bürger, die durch den Minister Habeck im Dezember des Vorjahres eingeleitet wurde, heißt es in China, ausgehend von staatlicher Unterstützung der dortigen Industrie und Absatznachfrage:
"Gleichzeitig startete die Regierung in Peking einen Plan mit großzügigen Subventionen für Elektroautos (u. a. durch die Verlangsamung der Vergabe von Nummernschildern für Benzin- und Dieselfahrzeuge), der zwar auf dem Papier neutral ist, aber in Wirklichkeit die einheimischen Hersteller begünstigt. Das Ergebnis: Innerhalb von zwei Jahren ist der Anteil ausländischer Hersteller an den Gesamtzulassungen in China von 53 Prozent auf 33 Prozent gesunken."
Dies alles zum Nachteil der deutschen E-Automobilindustrie, die "etwa ein Drittel ihres Umsatzes in China erwirtschaftet". Daraus resultierend zeichne sich folgende Realität in den deutschen Werkshallen ab:
"Im vergangenen Jahr produzierten die deutschen Fabriken 4,1 Millionen Fahrzeuge im Vergleich zu einer Gesamtproduktionskapazität von 6,2 Millionen. Das bedeutet, dass die Fabriken im Durchschnitt ein Drittel weniger arbeiten, als sie könnten. Im ersten Halbjahr 2024 ging die Produktion sogar noch weiter zurück, um 6 Prozent gegenüber 2023 und um 19 Prozent gegenüber 2019."
Dargelegt am Beispiel Volkswagen, würden im Vergleich mit der Zeit vor der Pandemie "in Europa 2 Millionen Zulassungen fehlen, was für Volkswagen 500.000 Verkäufe weniger pro Jahr bedeutet". Das Handelsblatt berichtete bestätigend bereits im August dieses Jahres:
"Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Automobilindustrie hat sich im Juli deutlich verschlechtert. Der entsprechende Indikator für das Geschäftsklima in dieser wichtigen Branche sank auf minus 18,3 Punkte, nach minus 9,5 im Juni, wie das Münchner ifo Institut am Montag zu seiner Managerumfrage mitteilte."
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