Wird Sahra Wagenknechts Partei von Russland finanziert? Oder sind gar die "verschwundenen SED-Millionen" in der Parteikasse des BSW gelandet? Mit solchen Unterstellungen hantiert derweil die politische Konkurrenz des BSW – vor allem aufgrund einer millionenschweren Einzelspende für die junge Partei.
Genau genommen geht es um eine Spende in Höhe von 5,1 Millionen Euro; es ist die größte Summe, die Einzelpersonen an eine Partei in den letzten 20 Jahren gespendet haben. Die großzügige Zuwendung stammt von dem Ehepaar Thomas Stanger und Lotte Salingré aus Mecklenburg-Vorpommern, das sich öffentlich aber weitgehend bedeckt hielt – und somit Spekulationen beförderte.
"Stammt das Geld aus Russland? Finanziert der Kreml über Umwege die neue Partei, die regelmäßig Verständnis für Russlands Angriffskrieg äußert?", heißt es dazu in einem t-online-Bericht, der den Hintergründen zur Großspende auf den Grund gegangen ist.
Den Vorwurf, von Moskau finanziert zu werden, hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck kürzlich im Wahlkampf gegen das BSW – und auch gegen die AfD – erhoben. Der Vorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels, Dennis Radtke, forderte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas jüngst dazu auf, die "dubiosen Spender" genauer unter die Lupe zu nehmen.
Und auch Sozialdemokraten beteiligen sich an der "Verdachtsberichterstattung". So warf SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert in einem Instagram-Video die Fragen in den Raum: "Wer sind diese Geldgeber? Was haben sie für eine politische Erwartung an sie?" Laut Kühnert sei das BSW eine "Pappmaché-Partei", die von Despoten aufgebaut worden sein könnte.
Doch der "riesige Geldregen für Sahra Wagenknecht hat sehr viel mehr mit Ed Sheeran und dem Eurovision Song Contest zu tun als mit Wladimir Putin oder der SED", heißt es nun im besagten Artikel von t-online. Das Online-Magazin traf sich mit dem Spender-Paar und konnte somit in Erfahrung bringen, was es mit der Zuwendung auf sich hat.
Diese stammt aus dem Privatvermögen des Ehepaares, genauer gesagt aus Gewinnen der Firma MA Lighting Technology GmbH, an der Thomas Stanger Anteile hält. MA Lighting liefert Steuertechnik für Anlagen, die unter anderen Konzertveranstalter für ihre Beleuchtung und Lichteffekte nutzen. Die Firma sei mit ihren Entwicklungen "Weltspitze und Weltmarktführer" und habe schon für den Eurovision Song Contest und bei einer Rammstein-Tournee die Hallen mit Lichteffekten erhellt.
Auch schon früher hat Stanger nach eigener Aussage größere Summen gespendet, etwa an Oxfam, an den Weltfriedensdienst oder an Nichtregierungsorganisationen. Die Firma MA Lighting, in deren operatives Geschäft Stanger nicht mehr involviert ist, habe nichts mit der BSW-Spende zu tun, wie er betont.
"Ich habe meine ehemaligen Kollegen informiert, dass wir Geld an das BSW gespendet haben. Damit sie Bescheid wissen, falls es Nachfragen gibt." Laut t-online gab es nach den ersten Medienberichten eine Absprache, dass im Zusammenhang mit seinem Engagement beim BSW das Unternehmen nicht auftauchen solle.
Doch nach all der Verdachtsberichterstattung und den Unterstellungen, die Großspende könne vom Kreml stammen, hatte sich das Ehepaar dazu entschlossen, nun öffentlich Stellung zu der Angelegenheit zu beziehen.
Mehr zum Thema – Grüne: Russische Desinformation schuld an Wahlsieg der "Faschisten"