Im Dezember 2022 hatte der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG dem DB-Vorstand den Auftrag erteilt, einen Verkauf von bis zu 100 Prozent der Anteile an DB Schenker zu prüfen und vorzubereiten. Nach jahrelanger Suche scheint jetzt ein Käufer gefunden worden zu sein. So soll das dänische Transportunternehmen DSV (DSV.CO) im aktuellen Bieterwettbewerb um die Logistikeinheit Schenker der Deutschen Bahn kurz vor Vertragsabschluss stehen, teilten mehrere mit dem Verkaufsprozess vertraute Personen am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit.
Die Deutsche Bahn AG ist ein bundeseigener Konzern. Das Unternehmen befindet sich vollständig im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) unter Verkehrsminister Volker Wissing (SPD). Im Dezember des Vorjahres wurde seitens der Deutschen Bahn AG bekannt gegeben, dass aktiv nach Investoren gesucht werde.
Zu Jahresbeginn wurde über arabische Investoren als potenzielle Käufer spekuliert, jetzt scheint das dänische Transportunternehmen DSV (DSV.CO) die Nase vorn zu haben. Genannt wird ein möglicher Kaufpreis von 14 Milliarden Euro. Dies hätte die Nachrichtenagentur Reuters seitens ungenannter Quellen bei der Bahn und in der deutschen Regierung erfahren. Dazu heißt es in der Meldung:
"Den Quellen zufolge soll in den nächsten Tagen ein Vorvertrag für die Transaktion im Wert von rund 14 Milliarden Euro (15,43 Milliarden Dollar) unterzeichnet werden. Der Deal muss vom Aufsichtsrat der DB genehmigt werden, der hauptsächlich aus Regierungs-, Parlaments- und Gewerkschaftsvertretern besteht."
Gewerkschaftsvertreter im DB-Aufsichtsrat hätten sich demnach gegen das dänische Angebot ausgesprochen, das etwas höher ausfiel als vom unmittelbaren Konkurrenten, der Finanzinvestoren und Beteiligungsgesellschaft CVC (CVC.AS). DSV hatte laut Reuters zuvor in den letzten Jahren "durch mehrere Akquisitionen erheblich expandiert, darunter die amerikanische UTi, die schweizerische Panalpina und Kuwaits Global Integrated Logistics (GIL)".
Die Gewerkschafter befürchten, dass über den Deal und den neuen Besitzer noch mehr Arbeitsplätze verloren gehen könnten, so Aussagen der Quellen. Der Staat als Eigentümer habe sich jedoch "durchgesetzt", hieß es weiter. Welche Ministerien dabei federführend den Verkauf forcierten, wurde nicht bekannt. Eine Bahn-Sprecherin wollte die Angaben gegenüber dem Handelsblatt nicht kommentieren. Zu den Bedenken der Arbeitnehmervertreter heißt es in dem Artikel:
"Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat des Bahn-Konzerns hat sich Insidern zufolge an die Seite von Verdi gestellt, da die Schenker-Vertreter in diesem Gremium nicht vertreten sind. Die Eigentümerseite, letztlich also der Staat mit Vertretern der Ampel-Regierung, könnte sich dort aber dennoch durchsetzen."
Da der potenzielle Neubesitzer aus Dänemark schon eine Logistik-Sparte hat, drohen bei der Übernahme "deutlich mehr Arbeitsplätze wegzufallen als bei einem anderen Käufer", so Bild-Informationen. Laut einem vorliegenden internen Schreiben "befürchtet Verdi den Verlust von bis zu 5.300 Jobs". Bei einem Kauf durch den mitbietenden Finanzinvestor CVC wurde mit einem Abbau von "maximal 700 Arbeitsplätzen gerechnet".
CVC hatte laut dem Handelsblatt noch zuvor in einem Papier "noch einmal für sich geworben und zugesichert, dass man die Marke Schenker erhalten werde". Zudem wurde das Angebot formuliert, "dass Bund oder Bahn zunächst 24,9 Prozent an Schenker behalten könnten". Daraus ergäbe sich die Möglichkeit, dass "bei einem späteren Börsengang dieser Teil dann mit einem milliardenschweren Wertzuwachs verkauft werden könnte".
Die Deutsche Bahn verkauft mit Schenker "ihre profitabelste Sparte, um Investitionen in ihr krisengeschütteltes Kerngeschäft im inländischen Personenverkehr zu finanzieren und den Schuldenberg der Bahn von 30 Milliarden Euro abzubauen", so Reuters zusammenfassend.
DB-Schenker beschäftigt über 75.000 Mitarbeiter an mehr als 1.800 Standorten in über 130 Ländern. Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll Schenker im Jahr 2023 "vor Zinsen und Steuern (Ebit) eine Milliarde Euro verdient" haben. 2022 im Logistik-Boom waren es noch 1,8 Milliarden Euro.
Das Mutterunternehmen, die Deutsche Bahn, hatte zu Jahresbeginn mehr als 30 Milliarden Euro an Schulden vorzuweisen. Laut Webseiteninformation aus dem Vorjahr soll der Erlös eines Verkaufs demnach "vollständig im DB-Konzern verbleiben und ein Großteil in die Reduzierung der Schulden fließen".
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