VW kündigt Tarifvertrag für Beschäftigungssicherung

VW kündigte mehrere Haustarifverträge auf. Demnach besteht für den Konzern bald die Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen. Laut den bisher geltenden Vereinbarungen war das bis zum Jahr 2029 ausgeschlossen. Der Betriebsrat und die IG Metall kündigten Protest an.

VW kündigt mehrere seiner Haustarifverträge auf. Demnach sollen nun unter anderem die Bezahlung von seinen Arbeitern, seinen Führungskräften und Leiharbeitern neu verhandelt werden. Das Unternehmen hat am Nachmittag die IG Metall über die Kündigung informiert.

Damit laufen die aktuellen Haustarifverträge und die darin geregelte Beschäftigungssicherung zum Ende dieses Jahres aus. Zuvor hatte unter anderem Der Spiegel darüberberichtet. Sofern sich die Gewerkschaft und der Autobauer nicht auf eine neue Beschäftigungssicherung einigen, besteht für VW ab Juli 2025 die Möglichkeit, seinen Mitarbeitern betriebsbedingt zu kündigen.

Wie der Konzern mitteilte, sehe man sich aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu den Kürzungen gezwungen. Konzernpersonalvorstand und Arbeitsdirektor Gunnar Kilian sagte:

"Wir müssen die Volkswagen AG in die Lage versetzen, die Kosten in Deutschland auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken, um aus eigener Kraft in neue Technologien und neue Produkte zu investieren."

Mit Blick auf den Wettbewerb und den Standort Deutschland sei dies jetzt entscheidend. Volkswagen kämpft seit Jahren mit schwachen Gewinnmargen und will diese durch eine Senkung seiner Personalkosten wieder steigern. Unter anderem zielt das Unternehmen auf die hohen Bonuszahlungen für seine Führungskräfte im sogenannten Tarif plus Vertrag. Des Weiteren will Volkswagen die tariflich festgelegte Zahl seiner Auszubildenden von derzeit 1400 senken und kündigt daher die Übernahmegarantie.

Erst vor kurzem hatte Volkswagen angekündigt, die seit 30 Jahren geltende Job-Garantie aufzukündigen und auch Werksschließungen nicht länger auszuschließen. Einen Zeitpunkt nannte der Konzern bisher jedoch nicht. Der Betriebsrat und die IG Metall laufen seither Sturm gegen die Pläne. Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte: "Jetzt hat das Unternehmen also wahr gemacht, wovon wir seit Tagen ausgehen." Zugleich kündigte sie Widerstand gegen die Pläne an:

"Wir werden uns gegen diesen historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze erbittert zur Wehr setzen. Es wird mit uns keine betriebsbedingten Kündigungen geben."

Die Verhandlung neuer Tarifverträge dürfte sich für den Konzern schwierig gestalten, denn die IG Metall hat durchaus Druckmittel: Falls bis zum Sommer 2025 kein Kompromiss zwischen IG Metall und Volkswagen gelingt, würden durch die Kündigung der Tarifverträge für viele Angestellte teils mehr als dreißig Jahre alte Tarifverträge wieder gültig. In diesen sind längere Arbeitszeiten und damit auch höhere Gehälter vereinbart.

Die Kündigung von VW greift zum Jahreswechsel, doch bis Ende Juni 2025 kann niemand betriebsbedingt gekündigt werden. Grund dafür ist die Beschäftigungssicherung des gekündigten Zukunftstarifvertrages, die so lange nachwirkt.

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