Die heute veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland im August weiter gestiegen ist. Es gab 2.872.000 Arbeitslose oder 6,1 Prozent Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind das 176.000 Arbeitslose mehr. Auch die Zahl der Beschäftigten, die Kurzarbeitergeld beziehen (die erst für Juni vorliegt), stieg: von 215.000 im Mai auf 232.000.
Die Zahl der Erwerbstätigen ist mit 46,19 Millionen um 155.000 höher als im Vorjahr, und auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen ist um 143.000 gestiegen, "wobei der Anstieg allein auf ausländischen Staatsangehörigen beruht." Insgesamt ist jede dritte sozialversicherungspflichtige Stelle nur eine Teilzeitstelle. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sank im Vergleich zum Vorjahr um 72.000 auf jetzt 699.000.
Zu- und Abnahme der Beschäftigung verteilten sich sehr unterschiedlich, sowohl geografisch als auch bezogen auf die verschiedenen Branchen. Dabei hat die Beschäftigung in allen östlichen Bundesländern und im Saarland abgenommen, blieb in Rheinland-Pfalz gleich und stieg in allen anderen Bundesländern gering an. Dabei fanden sich diese Zuwächse vor allem im Gesundheitswesen, bei der Pflege, im öffentlichen Dienst und bei qualifizierten Unternehmensdienstleistungen, während Zeitarbeit und verarbeitendes Gewerbe die größten Verluste verzeichneten. Dass die hinzugekommenen Stellen vor allem an ausländische Staatsangehörige gingen, könnte also darauf zurückzuführen sein, dass massiv in verschiedensten Ländern um Pflegepersonal geworben wurde.
Dabei ist der Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten insgesamt sogar noch stärker. Bei der Unterscheidung nach Personengruppen, die der Monatsbericht vornimmt, ging im Vergleich zum Vorjahresbericht im Juni die Beschäftigung bei Deutschen (also auch Deutschen mit Migrationshintergrund) um 112.000 zurück, während die von Personen aus Drittstaaten um 256.000 zunahm.
Die höchsten Arbeitslosenquoten hatten Bremen mit 11,3 Prozent, Berlin mit 9,9 Prozent und Hamburg mit 8,2 Prozent; am Ende der Liste stehen Baden-Württemberg (4,4) und Bayern (3,9). Allerdings stieg die Arbeitslosigkeit gleichzeitig gerade in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am deutlichsten an, also in den Kernländern der Automobil- wie der Chemieindustrie. In diesem prozentualen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei einer Zunahme der Beschäftigung zeigt sich, dass die Migration in den deutschen Arbeitsmarkt ebenfalls ungleich verteilt ist.
3,4 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte hatten zusätzlich noch einen Nebenjob, 84.000 mehr als im August 2023. Beinahe jeder zehnte Beschäftigte kommt also mit dem Einkommen aus seiner Haupttätigkeit nicht mehr über die Runden.
Von den 2,8 Millionen gemeldeten Arbeitslosen erhielten nur 925.000 Arbeitslosengeld; die verbliebenen 1,9 Millionen finden sich unter den 4.017.000 Bürgergeldempfängern. Als langzeitarbeitslos, also seit über 12 Monaten arbeitslos, wurden im August 2024 982.000 Personen gezählt, das sind 53.000 mehr als im Vorjahr. 884.000 davon beziehen Bürgergeld, was bedeutet, dass bei 1,1 Millionen Arbeitslosen das Arbeitslosengeld zu niedrig ist, um davon leben zu können und sie deshalb Bürgergeld beziehen.
In der Presseberichterstattung rund um diese Zahlen werden auch Auswertungen aus Stellenanzeigen genannt. Dabei gebe es derzeit nur zwei Bereiche, in denen die Zahl der Stellenanzeigen im Vergleich zum Vorjahr zugenommen habe: im Transportwesen und in der Pflege. Im Bereich Softwareentwicklung wie auch im Personalwesen seien sie um 34 respektive 37 Prozent zurückgegangen. Das passt zu den Stellenkürzungen, die beispielsweise bei vielen Automobilzulieferern stattgefunden haben, die überdurchschnittlich den Bereich Entwicklung, insbesondere Softwareentwicklung, betrafen.
Die Welt zitiert in diesem Zusammenhang eine Umfrage eines Münchner Softwareunternehmens, laut der 60 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden 12 Monaten Entlassungen planten, aber gleichzeitig 42 Prozent der Beschäftigten ihren aktuellen Arbeitsplatz gerne wechseln würden. Auf ähnliche Werte in Bezug auf geplanten Stellenabbau oder gar Betriebsverlagerungen kamen jüngst auch Umfragen durch den DIHK und andere Stellen.
Eine Besserung, da sind sich Umfragen und Arbeitsagentur einig, ist jedenfalls vorerst nicht in Sicht.
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