Überraschend hat die Berliner Zeitung Kritik an der Berichterstattung unter anderem der Tagesschau über die Ermittlungen zur Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines geübt. Das von den Mainstream-Medien skizzierte Bild der drei ukrainischen Verdächtigen deute auf eine "besonders skurrile Verschwörungsannahme" hin, heißt es in dem bereits am 18. August publizierten Artikel. An dem "geostrategisch zentralen Ereignis samt dessen medialer Darstellung" werde deutlich, dass "journalistische Medienschaffende" im wenig professionellen Sinne "mittendrin statt nur dabei" sein wollen.
Die Zeitung kritisiert in dem mit "Nord Stream-Sprengung: Wie die Tagesschau unkritisch die Sprache der deutschen Behörden übernimmt" betitelten Meinungsbeitrag, dass niemand in der Medienlandschaft sich geradezu aufdrängende Fragen stelle. Es ließe sich beispielsweise fragen, wer die Hintermänner des Anschlags sind. Können es die "patriotischen Taucher" aus der Ukraine ganz allein gewesen sein? Oder hatten sie "nicht wenigstens EINEN Geheimdienst/Machtapparat hinter sich?"
Weiter weist die Autorin der Berliner Zeitung auf eine Ungereimtheit hin, die niemand hinterfrage: Warum erfährt die deutsche Öffentlichkeit erst Mitte August von dem angeblich schon im Juni erzielten "Durchbruch in den Ermittlungen"? Es mute "merkwürdig" an, dass in einem Fall, an dem angeblich "etliche Investigativ-Profis von ARD, SZ und Die Zeit" dran waren und sind, dieser "Durchbruch" nicht durch relativ einfaches Nutzen des journalistischen Auskunftsrechtes gegenüber Behörden deutlich eher bekannt wurde.
Vorauseilend und offensichtlich ideologiegetrieben ist die mit Nachdruck verbreitete Darstellung, der ukrainische Staat habe mit dem Anschlag nichts zu tun. Die Berliner Zeitung gibt dazu zu bedenken:
"Die erwähnte Aussage ist jedenfalls eine sehr weitreichende Behauptung. Um diese belegen zu können, müsste man über einen hinreichend langen Zeitraum praktisch alle Aktionen der Verdächtigen und des ukrainischen Staates überprüft haben. Ernsthaft?"
Verwunderung löst zudem aus, dass namentlich nicht bekannte Journalisten offenbar mit einem der Tatverdächtigen, Wladimir Z., haben telefonieren können:
"Noch mysteriöser der Satz mit dem Telefonat: Wer hat denn bitteschön wie mit dem Verdächtigen Z. gesprochen? Woher hatte man dessen aktuelle Telefonnummer? Obwohl der Mann doch kürzlich erst untergetaucht sein soll? Und dann nimmt diese Person im Untergrund einen Anruf an, von einer ihr vermutlich unbekannten Telefonnummer? Und spricht zudem, wenn auch angeblich nur 'kurz', mit dem fremden Anrufer? Geht dabei sogar auf, sorry, hochexplosive Fragen ein?"
Der Hauptkritikpunkt richtet sich indes darauf, dass die Redaktionen der Tagesschau und anderer Medien (unter anderem wird die Ostseezeitung erwähnt) sich als "die Pressestelle der Ermittlungsbehörden" verstehen: Nicht nur würden keine kritischen Fragen gestellt, sondern es werde sogar "ziemlich eindeutig" Partei für die deutschen Ermittler ergriffen.
Nicht entgangen ist der Autorin der Berliner Zeitung auch die Art, mit der die Ostseezeitung Seymour Hersh entwertet. Dieser wurde in einem Bericht der besagten Ostseezeitung als "einst hoch angesehener US-Journalist" tituliert, der es jetzt "nur noch zu Verschwörungserzählungen" bringe. Die Berliner Zeitung dazu:
"Wie kommen etablierte Redaktionen darauf, einerseits erfahrene Kollegen pauschal als 'Verschwörungserzähler' abzuwerten, andererseits zugleich einer offenbar besonders skurrilen Verschwörungsannahme anzuhängen: Dass eine solch weitreichende Aktion inmitten mannigfacher Mächte auf dem Grunde der Ostsee von einigen patriotischen Tauchern aus der Ukraine auf eigene Faust durchgezogen worden sei?"
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