Zwei Wochen vor Landtagswahl: Plagiatsvorwürfe gegen Thüringer CDU-Chef

Zwei Wochen vor der Landtagswahl in Thüringen wird die CDU mit Plagiatsvorwürfen gegen ihren Spitzenkandidaten Mario Voigt konfrontiert. Laut einem Gutachten soll Voigt in seiner Doktorarbeit Sätze aus Wikipedia übernommen haben. Andere Plagiatsexperten sehen dies "unterhalb der Erheblichkeitsschwelle".

Der Plagiatsprüfer Stefan Weber hat schwere Vorwürfe gegen den Thüringer CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt erhoben. Demnach sollen Passagen in Voigts Doktorarbeit aus dem Jahr 2008 an 46 Stellen ohne Quellenangaben bei anderen Autoren abgeschrieben worden sein.

Angeblich habe sich der Politikwissenschaftler für die Arbeit zum Thema "Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf. George W. Bush gegen John F. Kerry" sogar bei Wikipedia bedient.

Weber hat sich nun offenbar mit einem Schreiben an die TU Chemnitz gewandt, an der Voigt promoviert hat. Apollo News schreibt am Donnerstag, es sei im Besitz des vollständigen Plagiatsgutachtens, und zitiert daraus. Weiter behauptet Apollo News, man habe insgesamt 16 Stellen, die Voigt aus Wikipedia übernommen haben soll, überprüft. Teilweise fanden sich ganze Sätze aus der Promotion von Voigt vorher auf Wikipedia, was auf Basis des Versionsverlaufs der Wikipedia-Artikel rekonstruierbar ist. Teilweise wurden Sätze unverändert kopiert, teilweise handelt es sich um ganze Absätze, die minimal geändert wurden.

Die CDU Thüringen verteidigt ihren Spitzenkandidaten gegen die jetzt bekannt gewordenen Vorwürfe. Christian Herrgott, der Generalsekretär des Thüringer Landesverbands der CDU, erklärte laut Apollo News, Voigt habe seine Promotion "nach bestem Wissen und Gewissen" erstellt. Er verweist auf eine frühere Prüfung von Voigts Doktorarbeit, die keine Hinweise auf Verstöße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis festgestellt habe. Die Arbeit sei früher in diesem Jahr vom Plagiatsprüfer Jochen Zenthöfer geprüft worden. Zenthöfer selbst sagt heute, einige der Übernahmen habe er bemerkt. Diese seien jedoch "unterhalb der Erheblichkeitsschwelle", weshalb er keinen "Plagiatsvorsatz" sehe.

Das Plagiat ist nicht der einzige Vorwurf, mit dem sich Voigt aktuell konfrontiert sieht. Medial für Aufregung sorgt auch das gemeinsame Abstimmen der CDU-Fraktion mit der AfD im thüringischen Landtag. Im vergangenen September hatte die CDU eine Senkung der Grundsteuer im Freistaat mit Stimmen der FDP und der AfD durchgesetzt. Auf die Frage, ob er es auch künftig in Kauf nehmen werde, dass Anträge der CDU mit AfD-Stimmen angenommen werden, sagte Voigt dem Portal web.de:

"Es heißt, dass ich im Landtag bewiesen habe, dass die CDU zur Abstimmung stellt, was sie für richtig hält. Das ist es, was die Leute erwarten."

Der 1977 in Jena geborene Mario Voigt studierte von 1997 bis 2003 Politikwissenschaft, Neuere Geschichte und Öffentliches Recht an drei Universitäten in Deutschland und den USA und promovierte schließlich 2008 in der Politikwissenschaft. Seit dem Jahr 2009 ist er Landtagsabgeordneter der CDU und führt seit 2020 die Unionsfraktion in Erfurt. Im Hauptberuf ist er mittlerweile Professor für Digitale Transformation und Politik an der Quadriga Hochschule Berlin.

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