Libanon: Deutschland schafft wieder einmal keine Evakuierungen

Es soll Länder geben, die ihre Staatsangehörigen aus dem Libanon holen. Früher wäre man das auch von Deutschland so gewohnt gewesen. Aber diesmal scheint das gleich doppelt nichts zu werden. Gewohnte deutsche Planungsfähigkeit und Fürsorge also.

Die deutsche Botschaft im Libanon stellt in ihrer Reisewarnung Deutschen, die sich im Libanon befinden, eine interessante Aufgabe: sie sollten das Land verlassen, aber keinesfalls auf dem Landweg über Syrien in die Türkei. Auf eine offizielle Evakuierung jedenfalls sollten sie nicht warten, denn, so ein Sprecher des Auswärtigen Amtes, es sei "nicht total wahrscheinlich, dass es zu einer schnellen Luftabholung kommt".

Gleichzeitig wird auf der Webseite des Auswärtigen Amtes explizit darauf hingewiesen, dass der Flughafen Beirut im Falle eines Konflikts mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlossen würde.

Der Libanon hat Grenzen zu zwei Ländern, Syrien und Israel. Wenn der Landweg durch Syrien in die Türkei nach Meinung der deutschen Botschaft zu gefährlich ist, der Landweg aus dem Libanon nach Israel ist es erst Recht – im grenznahen Gebiet sind in den letzten Monaten bereits eine Menge Zivilisten durch israelische Raketen umgekommen. Tatsächlich bereitet das Auswärtige Amt Presseberichten zu Folge im Notfall eine Evakuierung per Fähre nach Zypern vor, die letzte dann noch verbliebene Möglichkeit.

Britische Stützpunkte auf Zypern sollen in den letzten Monaten aber als Ausweichquartiere für israelische Bombenflugzeuge gedient haben, was die Sicherheit Zyperns bei einem größeren Konflikt fragwürdig werden lässt. Und der Hafen von Beirut ist nach der gigantischen Düngemittelexplosion im August 2020 noch nicht wieder voll funktionsfähig.

2.900 Deutsche sollen sich in die Krisenvorsorgeliste der deutschen Botschaft eingetragen haben. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes rief sie auf, jetzt "die noch vorhandenen kommerziellen Möglichkeiten zu nutzen – selbst wenn das bedeutet, einen Umweg über die Türkei machen zu müssen oder wenn es bedeutet, dass die Flugtickets möglicherweise ein bisschen teurer geworden sind".

Ob alle 2.900 auch im Stande sind, das "ein bisschen teurer" zu bezahlen, wurde vom Auswärtigen Amt nicht kommentiert. Das Angebot von Flügen aus Beirut jedoch ist bereits deutlich verringert – die Lufthansa etwa hat ihre bisher sechs wöchentlichen Flüge nach Beirut bereits bis zum 13. August ausgesetzt, wobei eine Verlängerung alles andere als ausgeschlossen ist.

Da inzwischen sämtliche Aktien der Lufthansa wieder privatisiert und in den Händen von Investoren wie BlackRock sind, hat die Bundesregierung auch keine Möglichkeit mehr, auf die Fluggesellschaft einzuwirken, die vor wenigen Jahren mit Steuergeldern gerettet wurde. Neben der Lufthansa streichen auch alle anderen Fluggesellschaften der Star Alliance ihre Flüge mit diesem Ziel. Zum jetzigen Zeitpunkt Flugzeuge zu chartern, wird jedenfalls nicht überlegt, und die Transportflieger der Bundeswehr stünden derzeit nicht dafür bereit.

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