Schultest: "Dramatisch schlechte" Ergebnisse bei Dritt- und Achtklässlern in Berlin

Laut Auswertungen von Vergleichsarbeiten eines schulischen Testverfahrens lautet das "besorgniserregende" Ergebnis, dass im Bereich Deutsch-Lesen und Deutsch-Zuhören rund 43 Prozent der Schüler erwartbare Mindesstandards nicht mehr erreichen. Im Fach Mathematik sind es knapp 50 Prozent.

Das Ergebnis von bundesweit schulisch durchgeführten Testarbeiten, kurz VERA genannt, sorgt in der Hauptstadt hinsichtlich der Realitäten in der sogenannten Jahrgangsstufe 3 für große Sorgenfalten bei Katharina Günther-Wünsch, CDU-Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. Die Senatorin bezeichnete die Realitäten als "nicht akzeptabel" und "besorgniserregend". Die nüchternen Zahlen belegen, dass das auffällige Fehlen der Mindeststandards in den Feldern "Deutsch-Lesen, Deutsch-Zuhören und Mathematik" bei Berliner Drittklässlern den "erfolgreichen Übergang von der Grundschule in die weiterführende allgemeinbildende Schule" akut gefährden.

Der "Bildungsserver Berlin-Brandenburg" informiert zu dem durchgeführten Verfahren, dass es sich bei der Vergleichsarbeit (VERA) um einen bundesweit durchgeführten Test für die Jahrgangsstufen 3 und 8 handelt, "mit dem der Grad des Erreichens von Kompetenzen messbar wird". Zwei Lokalzeitungen werteten die Ergebnisse aus, um zu dem Ergebnis zu kommen, so die Berliner Zeitung berichtend:

"Berliner Drittklässler haben große Probleme beim Rechnen und Schreiben. Auch mit Blick auf das Niveau des Vorjahres sind die Ergebnisse besorgniserregend."

Die Berliner Morgenpost resümiert nüchtern zusammenfassend: "Berliner Grundschüler schneiden miserabel ab" (Bezahlschranke). Der rbb kommentiert auf Basis der Ergebnisse:

"Fast jeder dritte Schüler in Berlin kann nicht lesen oder schreiben (…) nie war Berlin schlechter."

Zu den Details heißt es:

"Vergleichsarbeiten in der dritten Jahrgangsstudie des vergangenen Schuljahres ergaben, dass in Deutsch-Lesen und Deutsch-Zuhören knapp 43 Prozent die Mindeststandards nicht erreichten, wie die Bildungsverwaltung mitteilte. In Mathematik waren es sogar 46 Prozent. In beiden Fächern hat sich das Niveau im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert."  

Auch in den Klassenräumen von Achtklässlern seien "große Probleme" vorzufinden. So berichtet der rbb:

"Noch schlechter schneiden die Achtklässler an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen ab: Im Mathetest scheiterten 74 Prozent an den Mindestanforderungen, im Lesen 62 Prozent. In Rechtschreibung fielen die Ergebnisse besser aus, bei der Orthografie waren es 30 Prozent."

Die Achtklässler der Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen waren nicht in der Lage, "simpelste Aufgaben zu lösen". Auch ein nicht unerheblicher Anteil an Gymnasialschülern in Berlin kann aktuell laut Morgenpost-Auswertungen erforderliche Mindeststandards nicht erreichen:

"12 Prozent verfehlten ihn in Deutsch (Lesen) und 21 Prozent in Mathematik (Kompetenzbereich Daten und Zufall). Diese Schülerinnen und Schüler werden nach Angaben der Bildungsverwaltung voraussichtlich die Regelstandards für die 9. Jahrgangsstufe nicht erreichen."

Die Senatsverwaltung für Bildung äußerte sich nach Medienanfragen zu den Auswertungen:

"Die Ergebnisse zeigen erneut einen Rückgang der Leistung unserer Schülerinnen und Schüler. Sowohl in den Grundschulen als auch in den weiterführenden Schulen fallen die Ergebnisse schlechter aus als zuvor, und Berlin schneidet im Bundesvergleich weiterhin schwach ab."

In der Hauptstadt existieren zudem die sich seit Jahren stetig dynamisierenden Probleme eines "nie dagewesenen Lehrkräfte- und Schulplatzmangels". Auffällig in der Berichterstattung zu den weiteren Ursachen und Gründen für den erneuten Leistungsabfall der Schüler ist dabei, dass sich in den Artikeln der Berliner Morgenpost und der Berliner Zeitung weder der Begriff "Coronakrise" noch "Schul-Lockdown" findet. Im rbb-Artikel heißt es zumindest in einem einleitenden Satz:

"Linken-Politikerin Brychcy sieht die Corona-Pandemie als einen Grund für die Leistungsprobleme der Schülerinnen und Schüler. Außerdem hätten in den letzten Jahren mehr als zehntausend Geflüchtete aus der Ukraine in Berlins Schulen integriert werden müssen. Dazu komme ein "nie dagewesener Lehrkräfte- und Schulplatzmangel".

Nach Angaben des "Instituts für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg" fehlen damit den Grundschülern, die die vorgegebenen Mindeststandards nicht erreichen, "basale Kenntnisse, um einen erfolgreichen Übergang von der Grundschule in die weiterführende allgemeinbildende Schule zu gewährleisten". 

Die "Steigerung der Bildungsqualität, das Erreichen von Regelstandards bei Vergleichsarbeiten sowie der Erwerb grundlegender Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen" sei weiterhin "oberstes bildungspolitisches Ziel in Berlin", hieß es aus der Bildungsverwaltung.

Die rbb-Kommentarfunktion zu dem VERA-Artikel wurde geschlossen, da zu viele "Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt" hatten.

Mehr zum Thema – Deutschland: Viele sind "Nesthocker" noch mit 25