In einem CNN-Interview am Mittwoch kam es eher beiläufig: Annalena Baerbock verzichtet bei der nächsten Bundestagswahl auf eine Spitzenkandidatur ihrer Partei und überlässt den Kampf um das Kanzleramt ihrem grünen Mitstreiter, dem Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck. Auf eine Frage der CNN-Journalistin Christiane Amanpour verkündete die Spitzenpolitikerin der Grünen mit dem ihr eigenen Pathos:
"Daher bedeutet in diesen extremen Zeiten staatspolitische Verantwortung als Außenministerin für mich: Statt in einer Kanzlerkandidatur gebunden zu sein, meine Kraft weiterhin voll und ganz meiner Aufgabe zu widmen, Vertrauen, Kooperation und verlässliche Strukturen zu bilden."
Sie versicherte aber zugleich:
"Natürlich werde ich im Wahlkampf alles tun, um meine Partei zu unterstützen, wie ich es das letzte Mal auch getan habe."
Wenn diese Bemerkung von Baerbock tatsächlich als ein Verzicht auf eine erneute Spitzenkandidatur für die Partei Bündnis 90/Die Grünen gemeint ist, wie es deutsche Medien jetzt deuten, dann wird damit wohl ein parteiinterner Machtkampf zwischen Baerbock und Habeck beim nächsten Mal vermieden. Allerdings ist angesichts der Umfragewerte der letzten Monate die Wahrscheinlichkeit auch eher gering, dass ein Spitzenkandidat der Grünen das Bundeskanzleramt übernehmen kann.
Zur Bundestagswahl im Jahr 2021 war Baerbock noch als Kanzlerkandidatin der Grünen angetreten. Ihr damaliger Co-Parteichef, der heutige Wirtschaftsminister, hatte damals zu ihren Gunsten auf seine eigene Kanzlerkandidatur verzichtet. Damals erreichten die Grünen in der Wahl bundesweit einen Stimmenanteil von 14,8 Prozent.
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