Das weltraumgestützte Aufklärungssystem SARah der Bundeswehr funktioniert nicht wie vorgesehen. Das berichtet das Springerblatt Bild am Sonntag (BamS). Demnach hätten sich die beiden modernsten Spionagesatelliten der Bundeswehr – Kostenpunkt 800 Millionen Euro – bisher noch nicht aus dem All gemeldet, um Bilder der ausgespähten Ziele zu senden. Als wahrscheinlichen Grund nennt das Boulevardblatt eine Fehlfunktion der Antennen. Diese ließen sich nicht ausfahren.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete und Rüstungslobbyist Florian Hahn nannte das Versagen der Technik gegenüber der BamS ein Desaster:
"Dass beide Satelliten denselben Defekt haben, ist bemerkenswert und scheint systematisch bedingt. Der Vorgang ist nicht nur finanziell ein Desaster, sondern auch für unsere Sicherheit."
Allerdings könnte das finanzielle Problem in diesem Fall ausnahmsweise aufseiten des Herstellers liegen, dem Bremer Unternehmen OHB. Wie das Blatt berichtet, muss die Bundeswehr nur für ein funktionierendes System bezahlen. Der "Weltraumschrott" könne deshalb für OHB ein Versicherungsfall werden.
Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte dem Springerblatt die Probleme mit den Spionagesatelliten. Ein Sprecher erklärte:
"Nach dem erfolgreichen Start der letzten beiden SARah-Satelliten im Dezember gibt es weiterhin Verzögerungen bei der Inbetriebnahme."
Man werde in den nächsten Wochen gemeinsam mit OHB einen Plan entwickeln, "falls die Funktionsfähigkeit der Satelliten nicht wiederhergestellt werden kann". Die Aufklärungsfähigkeit der Bundeswehr sei durch die Pannen nicht eingeschränkt. Zu Einzelheiten könne man keine Auskünfte geben – "aus Gründen der nationalen Sicherheit".
Ende Dezember 2023 hatte OHB erklärt, die zwei Reflektor-Satelliten seien von Kalifornien aus ins All gebracht worden, kurz darauf habe man erste Signale empfangen. Die Bundeswehr, so hieß es optimistisch, werde "eine verbesserte weltweite tageszeit- und wetterunabhängige Aufklärungsfähigkeit" zur Verfügung haben.
Die Bundeswehr baut derzeit ihre militärische Spionage aus dem Weltall aus. Die zwei SARah-Satelliten sollten die Erde nicht nur mit Kameras, sondern auch mit Radar beobachten. Das sollte auch Aufnahmen in der Nacht ermöglichen.
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