Von Wladislaw Sankin
Berlin ist wieder zu einem der wichtigsten Schauplätze für die Durchsetzung der US-Ziele auf dem eurasischen Kontinent und damit auch des Ringens um die Zukunft der Welt geworden, meint Torsten Rexin im Gespräch mit RT DE. Seit Jahren leitet er den Verein "Berliner Freunde der Völker Russlands e. V.", der sich konsequent für die Pflege der Beziehungen zwischen dem russischen und dem deutschen Volk einsetzt. Für ihn sei das einer der Gründe, warum er und seine Mitstreiter nun auch Erinnerungsaktionen an symbolträchtigsten Orten in Berlin durchführen. Am 22. Juni war es das Ehrenmal im Treptower Park in Berlin.
Es war noch dunkel, als er und circa drei Dutzend weiterer Teilnehmer der Aktion "Kerzen des Gedenkens" in der Nacht am 22. Juni am Fuß des Hügels mit der Befreiungsstatue eintrafen. Die Veranstaltung sollte pünktlich um 3:30 Uhr beginnen, genau zum Zeitpunkt der Überquerung der sowjetischen Westgrenze durch die deutsche Wehrmacht. In den Jahren des darauffolgenden Krieges verlor das Land knapp 27 Millionen Menschen. Im Endeffekt trug die Sowjetunion auch die Hauptlast des Krieges gegen den deutschen Faschismus und versetzte diesem in Berlin den Todesstoß. Daran erinnert seit Eröffnung des Ehrenmals im Jahr 1949 das Schwert des Soldaten im Treptower Park. Nun will der Westen diese Leistung des sowjetischen Volkes vergessen machen, so Rexin.
"Die Länder Westeuropas und die USA verfälschen das Geschichtsbild oder leugnen die Taten der Menschen der Sowjetunion. Dieses Andenken gilt es zu bewahren und sichtbar zu machen", begründete er seine Aktion.
Noch bevor es dämmerte, wurden die Kerzen so aufgestellt, dass sie den Schriftzug "22.06.1941–09.05.1945" ergaben – Anfang und Ende des Krieges. Nach einer Begrüßung wurde eine Schweigeminute abgehalten, und die Kränze wurden am Pantheon am Sockel der Statue niedergelegt. Der Vereinsvorsitzende sagte:
"Wir treffen uns heute hier, weil wir nicht vergessen , wer diesen katastrophalen Krieg, dieses Verbechen, das größte Verbrechen des letzten Jahrhunderts, initiiert und durchgeführt hat. Seit Jahren betreibt die Bundesregierung eine geschichtsvergessene und russlandfeindliche Politik. Für uns, für Berliner Freunde der Völker Russlands, ist ihre Weltsicht verantwortungslos. Wir haben eine moralische Pflicht, eine feste und freundschaftliche Beziehung zum russischen Volk zu pflegen und für immer aufrechtzuerhalten. Das ist unsere Botschaft."
Eine Videoprojektion und die Schaltung der ersten Kriegsmeldung des legendären Radiosprechers Juri Lewitan mit dem berühmten ersten Satz "Es spricht Moskau" brachten der kurzen Veranstaltung einige Gänsehautmomente. "Natürlich erreicht unsere Aktion keine Ausmaße wie etwa in Sankt Petersburg", sagt Rexin. Will er sich im Ernst an den russischen Städten messen? Jedenfalls hat der Friedensaktivist mit DDR-Herkunft ehrgeizige Pläne, in den nächsten Jahren mit seiner Erinnerungsarbeit noch größer zu werden und eine größere Reichweite zu erzielen. Dies sei ein wichtiges Zeichen für die Verhinderung eines neuen größeren Krieges und ein Beispiel für bildungspolitische Arbeit.
Doch wird diese Arbeit in Deutschland im 21. Jahrhundert auch künftig nur von einem Haufen Enthusiasten durchgeführt? Ganz klar hängt das davon ab, welcher Wind im Kanzleramt weht. Noch weht er aus atlantischer Richtung, was dafür sorgt, dass die Bundesregierung ganz klar nicht im deutschen Interesse handelt. Dieses besteht in der Aufrechterhaltung guter oder zumindest neutraler Beziehungen zu Russland.
In der letzten Frage unseres Gesprächs geht es darum, ob es Deutschland gelingt, vom sich abzeichnenden Kriegskurs abzukommen. Eine andere Zusammensetzung des Bundestags nach den Wahlen 2025 könnte laut Rexin schon einiges bewirken. "Wir hoffen, dass dort die Kräfteverhältnisse so verändert werden, dass die Außenpolitik, die sich gegenwärtig mit Russland betrieben wird, nicht fortzusetzen ist." Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: "Wir sind Realisten, und wir glauben nicht, dass das, worauf wir hoffen, auch passiert. Noch sind die Kräfte des Bösen – so nenne ich sie – mächtig und haben viel Geld. Und der Allgemeindeutsche verfügt leider nicht über ausreichende Geschichtskenntnisse, die erforderlich wären, eine Wiederholung der Geschichte wie 1933 vorzubeugen."
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