BSW-Wähler: Keine Protestwähler - aber unzufrieden mit der Demokratie

Bei neuen Parteien weiß man in der Regel erst einmal wenig darüber, wer sie wählt und warum. Jetzt hat eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung versucht, über die Wähler des BSW, die unbekannten Wesen, etwas mehr herauszufinden.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat eine erste etwas ausführlichere Umfrageauswertung vorgelegt, die genauere Angaben zu den Wählern des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) macht, das nach einer begrenzten Teilnahme an Kommunalwahlen mit der Europawahl seinen ersten bundesweiten Wahlantritt hinter sich gebracht hat.

In der Gesamtheit der Wähler erklärten fünf Prozent, sie mögen das BSW sehr, 13 Prozent etwas, 27 Prozent ist es gleichgültig, 16 Prozent lehnen es etwas und 28 Prozent lehnen es sehr ab. Elf Prozent sind unentschieden; für eine neue Partei sei das aber, so die Studie, ein sehr niedriger Wert.

Die Wähler, leicht überproportional männlich, mit mittlerem Schulabschluss und zwischen 41 und 65, wählen das BSW nicht schlicht aus Protest, sondern wegen guter Lösungen, weil die Partei wisse, was sie denken, weil sie gute Politiker hat oder weil man ihr grundsätzlich vertrauen kann. Die Absicht, die neue Partei zu wählen, ist auch keine flüchtige Entscheidung – 63 Prozent derjenigen, die erklärten, das BSW wählen zu wollen, meinten, das sehr wahrscheinlich zu tun. So sicher sind sich insgesamt nur 50 Prozent der Wähler.

Nach Außen- oder gar Friedenspolitik hat die KAS nicht gefragt. Bei der Sozialpolitik liegt das BSW im Mittelfeld, obwohl unter den Wählern ein überdurchschnittlicher Anteil mit seinem Einkommen schlecht zurechtkommt; beim Klimaschutz und bei der Migration liegt das BSW zwischen CDU und AfD.

Was auf den ersten Blick überrascht, sich aber womöglich durch den Punkt erklärt, der die stärkste Abweichung darstellt – der starke Unterschied zwischen Ost und West. Während nur ein Fünftel der Gesamtbevölkerung im Osten lebt, finden sich dort 40 Prozent der BSW-Wähler.

Die deutlichste Aussage, die die KAS in ihrer Befragung gefunden hat, bezieht sich allerdings auf die Demokratie. Während in der Gesamtheit nur zwölf Prozent sehr unzufrieden und 15 Prozent ziemlich unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland waren, sind es bei den Wählern des BSW 22 Prozent, die sehr unzufrieden, und 37 Prozent, die ziemlich unzufrieden sind. Sehr oder ziemlich zufrieden waren insgesamt 40, unter den Wählern des BSW nur 15 Prozent.

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