Die russische Botschaft in Berlin hat eine Note der Bundesregierung erhalten, laut der die Teilnahme russischer Vertreter an Gedenkveranstaltungen zum 79. Jahrestag der Befreiung der KZ-Häftlinge unerwünscht ist, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa am Donnerstag mit.
"Es ist unsäglich und unglaublich, aber unsere Botschaft in Berlin hat tatsächlich eine Mitteilung über die Unerwünschtheit der Teilnahme von offiziellen Vertretern Russlands an Gedenkveranstaltungen anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge der genannten 'Todesfabriken' erhalten", sagte Sacharowa während eines Briefings.
Das sei umso unfassbarer, als es in den letzten Jahrzehnten vor allem russische Diplomaten waren, die große Anstrengungen unternahmen, um die Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg und den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu bewahren, erinnerte sie.
"Wir betrachten diesen provokativen Ausfall als einen weiteren Schritt der deutschen Seite, der darauf abzielt, die historische Erinnerung an den Verlauf und das Ergebnis des Zweiten Weltkriegs auf antirussische Weise zu politisieren. Wir glauben, dass es sich um die Zerstörung des historischen Gedächtnisses und der Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg seitens des offiziellen Berlins handelt, das eindeutig hinter dieser Haltung steht und diese auch stimuliert", betonte Sacharowa.
Die deutschen Behörden haben noch nicht auf das Schreiben reagiert, das die russische Botschaft im März dieses Jahres an das Außenministerium der BRD gesandt hat und in dem gefordert wird, die vom Dritten Reich auf dem Gebiet der UdSSR während des Großen Vaterländischen Krieges begangenen Verbrechen offiziell als Völkermord anzuerkennen, erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums weiter.
In der vergangenen Woche hatte der Botschafter der Russischen Föderation in Berlin Sergei Netschajew angekündigt, dass seine Diplomaten trotz der negativen Haltung der deutschen Seite Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrations- und Vernichtungslager aufsuchen und weiter aufsuchen werden. Auf den Kanälen der Botschaft in sozialen Netzwerken wurde Netschajew folgendermaßen zitiert:
"Heute äußern einige öffentliche Organisationen, die eine Reihe von Gedenkstätten betreuen, ihre mangelnde Bereitschaft, offizielle Vertreter Russlands zur Teilnahme an gemeinsamen Feier- und Trauerveranstaltungen zu empfangen. Dies beeinträchtigt jedoch in keiner Weise unsere Pläne. Diplomaten der Botschaft haben bereits das Gedenken an die Opfer der ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora besucht und geehrt. Sachsenhausen und andere Gedenkstätten auf dem Gelände ehemaliger Konzentrationslager sind als nächstes an der Reihe. Wir haben nicht die Absicht, das Tempo unserer Besuche zu verlangsamen."
Mehr zum Thema - Buchenwald und die vertauschten Fahnen – Geht es noch zynischer?