Löhne in Ostdeutschland immer noch 21 Prozent unter Westniveau

An der Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland hat sich weiterhin nicht viel geändert: Rund 21 Prozent weniger verdienen die Menschen im Osten. Die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht, die die Zahlen beim Statistischen Bundesamt erfragt hat, nennt diese inakzeptabel.

Auch nach 34 Jahren liegt der Durchschnittslohn in Ostdeutschland 21 Prozent unter dem im Westen. Dies geht aus der Jahresbilanz für 2023 hervor, die die Bundestagsabgeordnete und Parteichefin Sahra Wagenknecht (BSW) beim Statistischen Bundesamt erfragt hat. Die Zahlen liegen ebenfalls dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor.

Demnach haben Vollzeitbeschäftigte im Osten 12.775 Euro brutto weniger pro Jahr verdient als im Westen, nämlich 48.023 Euro (Ost) gegenüber 60.798 Euro (West). Wagenknecht kommentierte gegenüber dem RND:

"Im Schnitt 21 Prozent weniger Lohn im Osten sind inakzeptabel. Dieser Abstand wird sich auch in der Rente auswirken."

Wagenknechts Partei (BSW) wolle sich deshalb als "erste Adresse für Arbeitnehmer" profilieren. Als Lösung schlägt sie Steuersenkungen, insbesondere für Gering- und Normalverdiener, vor. Sie fordert "Mehr Brutto und mehr Netto vom Brutto" sowie "Löhne hoch, Steuern runter für Gering- und Normalverdiener!".

Der gesamtdeutsche Durchschnittslohn lag laut den neuen Zahlen 2023 bei 59.094 Euro im Jahr und damit knapp 5 Prozent höher als im Vorjahr (56.334 Euro). Die Änderung der Lohnlücke zwischen Ost und West ist jedoch trotz der bundesweiten Steigerung 2023 nur marginal. Ende vorigen Jahres war die Lohnlücke noch immer größer als in den Jahren 2021 und 2020, als sie bei 12.173 und 11.967 Euro pro Jahr lag.

Der Abstand von 12.775 Euro fiel nun aber geringer aus als im Vorjahr: 2022 hatte man im Osten bei Vollzeit 13.015 Euro brutto weniger pro Jahr verdient als im Westen. Wagenknecht erklärte dazu:

"Das Lohnniveau in Deutschland ist insgesamt viel zu niedrig, weil die hohe Inflation in den letzten Jahren den Menschen viel Kaufkraft gestohlen hat."

Ihre neue Partei BSW wolle das Thema in den Mittelpunkt rücken:

"Dabei werden wir die geringeren Löhne im Osten in den Wahlkämpfen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen zu einem Schwerpunkt machen."

Der höchste Durchschnittsverdienst wurde laut der neuen Jahresstatistik in Hessen registriert (67.013 Euro pro Jahr), der niedrigste in Sachsen-Anhalt (47.002 Euro). Der größte Lohnabstand im Ländervergleich beträgt demnach mehr als 20.000 Euro im Jahr.

Im Vergleich zeigt sich außerdem, dass der Jahreslohn in keinem der fünf ostdeutschen Länder über dem im westdeutschen Schlusslicht Schleswig-Holstein (53.340 Euro) liegt. Spitzenreiter bei den Jahreslöhnen in Ostdeutschland ist Sachsen mit 48.849 Euro. Auch bei den Sonderzahlungen auf den Lohn zeigte sich ein großer Ost-West-Unterschied: Im Westen fielen diese doppelt so hoch aus wie im Osten.

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