Zwei Tage nach dem schweren Busunfall bei Leipzig am vergangenen Mittwoch, der vier Frauen das Leben kostete und 30 weitere Fahrgäste verletzte, tauchten nun in den Medien Informationen auf, die andeuten, dass auch die Geschäftspraktiken bei den Fernbus-Unternehmen mit zu der Tragödie beigetragen haben könnten.
Der 62-jährige tschechische Busfahrer und sein 53-jähriger slowakischer Kollege seien wohl in Streit geraten. Das hatte die Lokalpresse vermeldet. Interessanter als die Herkunft der Fahrer ist allerdings die des Busunternehmens. Der Bus, der für Flixbus fährt, wird in Wirklichkeit von einer in Hamburg ansässigen Firma namens Umbrella betrieben, die wiederum eine Tochtergesellschaft eines tschechischen Busunternehmens ist und, neben Flixbus, unter anderem auch für die Hamburger Verkehrsgesellschaft VHH fährt.
Dabei hat man es mit einer ähnlichen Konstruktion zu tun, wie sie im Speditionsgewerbe inzwischen vielfach üblich ist. Die Fahrer haben Verträge mit der tschechischen Firma und können dann nach tschechischen Löhnen bezahlt werden, obwohl sie in Deutschland fahren. Selbst wenn sie dabei alle Ruhezeiten einhalten – es sind nicht nur finanziell weit ungünstigere Bedingungen, als einheimische Fahrer sie vorfinden. Was natürlich auch Auswirkungen auf die Sicherheit der Passagiere hat.
Der Mangel an einheimischen Fahrern hat, wie auch im Speditionsgewerbe, die Beliebtheit dieser Konstruktion noch weiter erhöht, nicht nur auf Fernbuslinien. Die meisten Fahrgäste sind sich bis heute aber nicht der Tatsache bewusst, dass sie es mit schlecht bezahlten, überlasteten Fahrern mit eingeschränkten Sprachkenntnissen zu tun haben, wenn sie eine Busfahrt buchen. Im vergangenen Jahr erst hatte ein wochenlanger Streik osteuropäischer Lkw-Fahrer, die für ein polnisches Unternehmen arbeiteten, in Deutschland vorübergehend für Aufmerksamkeit für diese Zustände gesorgt.
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