Es ist ungewöhnlich und führt zu hektischen Säuberungsarbeiten auf den Seiten der saarländischen Grünen: Dr. Gerold Fischer, derzeit Kommunalpolitiker in Völklingen, der im Februar bei den Grünen ausgetreten ist, hat erklärt, bei der anstehenden Kommunalwahl für die Liste der AfD zu kandidieren.
Fischer, ein pensionierter Gymnasialdirektor, war vierzig Jahre lang Mitglied der Grünen und hatte den Kreisverband, den er nun verlassen hat, sogar mitgegründet. Anfang des Jahrtausends war er sogar der Sprecher des Landesverbandes. Inzwischen führen die meisten Internetseiten der Grünen, auf denen Beiträge von oder über Fischer zu finden waren, ins digitale Nichts.
Neben Fischer will noch ein weiterer grüner Kommunalpolitiker für die AfD antreten: Wolfgang Lorenz, mit einem Sitz im Völklinger Ortsrat eine Ebene unter dem Stadtrat, beabsichtigt den gleichen Schritt. Im Gegensatz zu Fischer ist er bisher nicht bei den Grünen ausgetreten. Seine Noch-Partei erklärte allerdings bereits, er "wurde nun aufgefordert, die Partei umgehend zu verlassen. Zeitgleich wurde ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet."
Der Grund für Fischers Wechsel ist nach seinem Bekunden die Kriegspolitik, die seine ehemalige Partei betreibt. Er sei der Partei beigetreten, als diese sich in ihrer friedensbewegten Zeit befunden habe, erklärte er. Die AfD sei derzeit die einzige Partei, die auch nach ihrem Wahlprogramm Waffenlieferungen an die Ukraine ablehne.
Die Kommunalwahlen finden im Saarland am 9. Juni statt. Da die nächsten regulären Landtagswahlen in dem Bundesland erst im Jahr 2027 anstehen, stammt die letzte saarlandspezifische Umfrage noch aus dem März 2023. Damals ergaben sich für die AfD zehn Prozent. Die Stadt Völklingen wurde bereits seit dem 18. Jahrhundert vom Bergbau und der Eisenerzeugung geprägt, dementsprechend aber auch durch den Niedergang der Stahlindustrie in Mitleidenschaft gezogen. Derzeit entfallen auf die AfD im Völklinger Stadtrat nach einem Wahlergebnis von 9,4 Prozent im Jahr 2019 vier von 45 Sitzen.
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