An deutschen Schulen werden immer mehr Fälle gewaltsamer Übergriffe registriert. Das geht aus aktuellen Zahlen der Polizei hervor, die nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa aus allen Bundesländern gemeldet werden. Gegenüber 2019 ist die Zahl der Gewalttaten praktisch überall deutlich gestiegen.
So zeigte sich in Berlin ein deutlicher Anstieg. Im Jahr 2021, in dem Kinder aufgrund der staatlichen Corona-Maßnahmen zeitweise nicht die Schule besuchen durften, registrierte die Polizei 2021 insgesamt 1.133 sogenannte Rohheitsdelikte. Im Jahr darauf waren es 2.344 Fälle, für 2023 verzeichnet die Polizei eine "erneute deutliche Steigerung der Fallzahlen". Endgültige Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Im Durchschnitt gibt es an jedem Schultag fünf Polizeieinsätze an Berliner Schulen.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen wurden 2022 etwa 5.400 Gewaltdelikte registriert. In Baden-Württemberg gab es laut Landesinnenministerium 2.243 Gewaltfälle, im deutlich bevölkerungsärmeren Sachsen 1.976, in Bayern wurden 1.674 Fälle vorsätzlicher leichter Körperverletzung registriert. In Brandenburg zählte die Polizei 910 sogenannte "Rohheitsdelikte". Das Thüringer Bildungsministerium spricht von 561 Körperverletzungen "an und um Schulen" im Jahr 2023, nach 321 Fällen im Jahr 2022.
Die Schulleiter registrieren bei ihren Schülern eine erhöhte Gewaltbereitschaft. Sven Winkler, der Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbandes Deutschlands, sagte der dpa:
"Wir haben bemerkt, dass mehr Waffen zur Schule mitgenommen werden als früher."
Dabei handele es sich vor allem um Messer und sogenannte Anscheinswaffen. Es sei unklar, ob die Schüler die Waffen mitführen, weil sie selbst gewaltbereit sind, oder weil sie sie zur Selbstverteidigung nutzen wollten.
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