Pullach: Kinderbuchautor Preußler stört, der BND mit seinem Nazierbe stört nicht

Es passt in eine Zeit, in der alles Mögliche gelöscht werden soll – eine Schule soll nicht länger nach Otfried Preußler heißen. Nicht, weil er ein Verbrechen begangen hätte, sondern weil er als Jugendlicher Nazi war, auch wenn er im späteren Leben genau dagegen angeschrieben hat.

Ein Gymnasium in Pullach, das sich erst vor zehn Jahren nach dem Kinderbuchautor Otfried Preußler benannte (u.a. "Krabat", "Räuber Hotzenplotz", "Der starke Wanja"), will seinen Namen wieder ändern – weil Preußler als Neunzehnjähriger im Jahr 1942 ein nazitreues Buch geschrieben hat, das ohnehin nicht mehr erhältlich ist.

Preußler hatte nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft begonnen, Kinderbücher zu schreiben, deren humanistische Haltung schwer bezweifelt werden kann. Seinen Roman "Krabat" über einen Lehrling, der bei einem hexenden Müller in die Lehre geht, dem es aber gelingt, zu entkommen, wurde von ihm selbst mit seiner eigenen Lebenserfahrung verglichen.

Pullach, ein Vorort von München, war über viele Jahrzehnte der Sitz des BND und beherbergt bis heute einen Teil dieses Dienstes. Die Eltern vieler Kinder, die dieses Gymnasium besuchen, dürften dort arbeiten. Der BND wurde von Reinhard Gehlen, einem General des Wehrmachtsgeheimdienstes, gegründet und bot vielen Nazi-Kriegsverbrechern Unterschlupf, die im Gegensatz zu Preußler nie mit diesem Denken brachen.

Da ist es besonders naheliegend, statt sich mit der Geschichte der im Ort unübersehbaren Behörde zu beschäftigen, einen Kinderbuchautor, der die Lehren aus dem Hitlerfaschismus gezogen hatte, aus dem Ort zu verbannen.

Elternbeirat, Schülervertretung und Lehrerkonferenz waren sich einig, den Namen Preußlers ablegen zu wollen. Das bayrische Kultusministerium will nun den Antrag prüfen.

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